Prozess

Steirische Schüler drohten mit Amoklauf: Verurteilt ohne Strafe

Der 15- und der 16-Jährige bekannten sich zu ihrer Tat. Als Motiv gaben sie an, massiv gemobbt worden zu sein. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Zwei steirische Schüler hatten Anfang 2022 in Leibnitz mehrmals einen Amoklauf angekündigt. Die anderen Jugendlichen nahmen die Sache ernst und schalteten die Eltern ein. Der 15- und der 16-Jährige mussten sich deshalb am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht wegen gefährlicher Drohung verantworten. Sie bekannten sich zu ihrer Tat und gaben an, wegen massiven Mobbings auf diese Idee gekommen zu sein. Die Richterin sprach beide schuldig, erteilte aber nur Weisungen.

Die beiden Burschen wurden nach eigenen Angaben in ihrer Schule von den anderen gequält und attackiert. "Das liest sich alles fürchterlich, aber warum seid ihr nicht zu einem Lehrer gegangen?", fragte Richterin Andrea Schwinger-Wagner. Das taten die beiden nicht, dafür machte schon bald das Gerücht um einen geplanten Amoklauf die Runde. "Zunächst war es nur Spaß, dann haben wir gesagt, dass wir das machen werden", erzählte der 16-Jährige.

„Wir wollten ernst genommen werden"

Die Pläne wurden zumindest nach außen hin immer konkreter, so sprach das Duo bereits über Kleidung und Waffen. Einem Freund soll der Ältere geschrieben haben "Ich werde alle umbringen, die Schule in die Luft sprengen und dann mich selbst umbringen". Es soll auch eine Liste mit jenen gegeben haben, die sie verschonen wollten, weil sie nicht zu den Mobbern gehört hatten. "Wir wollten ernst genommen werden, aber wir wollten das nicht wirklich machen", betonte der Beschuldigte.

Der 15-Jährige war zum Zeitpunkt, als der Amoklauf stattfinden sollte, in Jugendpsychiatrie. Er habe das Thema Amoklauf schon immer interessant gefunden "umso mehr, als ich wegen meiner Sexualität erniedrigt wurde", erzählte er. Er habe sich immer wieder in den Täter hineinversetzt, "um mich nicht so machtlos zu fühlen". Die Mobber in der Schule hätten ihn und seinen Freund auch immer wieder mit Gewalt bedroht. Ein Teil der Verhandlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

„Das war kein harmloses Dahingerede"

Die Staatsanwältin betonte in ihrem Schlussplädoyer, dass es eine gefährliche Drohung sei, auch wenn "das massive Mobbing furchtbar gewesen sein mag". Es sei aber bedenklich, in welchen Details der Amoklauf besprochen wurde. "Das war kein harmloses Dahingerede", war die Anklägerin überzeugt.

"Für jede Person, die wirklich Angst hatte, tut es mir wirklich leid", betonte der 15-Jährige in seinem Schlusswort. "Das Ganze ist sehr schockierend und schon hart an der Grenze zur Ausführung", erklärte die Richterin. Sie sprach die beiden schuldig, verhängte aber - über eine Probezeit von drei Jahren - keine Strafe. Stattdessen gab es die Weisungen, sich einer Psychotherapie und einer Mobbingberatung zu unterziehen. Außerdem soll eine Bewährungshilfe erfolgen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

(APA)

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