Ewiges Eis?

"Negativ-Rekordjahr" für Hallstätter Gletscher am Dachstein

Der größte Gletscher der Nördlichen Kalkalpen hat 2,9 Meter an LÄnge verloren. Sein Ablaufdatum sei nicht mehr weit weg, sagt Experte Klaus Reingruber, der den Gletscher analysierte.

Der Hallstätter Gletscher am Dachstein hat 2022 ein "Negativ-Rekordjahr" verzeichnet. 2,9 Meter hat der Gletscher an Länge verloren, ähnlich schlecht war es nur 2015 und 2011 mit jeweils zwei Metern. Das berichtete Klaus Reingruber von Blue Sky Wetteanalysen am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit dem oberösterreichischen Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne).

Der Hallstätter Gletscher ist mit einer Fläche von knapp 2,4 Quadratkilometern der größte Gletscher der Nördlichen Kalkalpen. In den 1850ern - zum Höhepunkt seines letzten Vorstoßes - maß er 5,3 Quadratkilometer und es lagerten dort rund 400 Millionen Kubikmeter Eis. Heute, 150 Jahre später, seien drei Viertel dieses Volumens verloren, so Kaineder und Reingruber. Seit 16 Jahren analysiert er gemeinsam mit dem Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung den Massehaushalt des Gletschers in Abhängigkeit vom Klima.

„Das Ablaufdatum ist nicht mehr weit weg"

Die Eisdicke ist im abgelaufenen Jahr im Durchschnitt um 2,5 Meter weniger geworden, in manchen Bereichen waren es sogar sechs Meter. Der Sommer hat ungewöhnlich viele Gletscherspalten hervorgebracht und "wenn man in Gletscherspalten hineinschaut, sieht man das Ende der Fahnenstange", schilderte Reingruber die Situation in manchen Bereichen. Die Eisdecke sei bereits sehr dünn.

Ursachen des heuer besonders großen Eisverlustes waren wenig Schneefall im Winter, das völlige Ausbleiben von Schneefall im Frühjahr und Frühsommer, Saharastaub, der das Eis dunkel färbt, und anhaltend hohe Temperaturen im Sommer. Erstmals sei heuer die gesamte frische Schneedecke des Winters bis zum Gipfel hinauf wieder abgeschmolzen. Reingrubers Fazit: "Das Ablaufdatum ist nicht mehr sehr weit weg."

Verhindern lasse sich das Abschmelzen aus heutiger Sicht nicht mehr, sagte er. Irgendwann werde dann auch der Kipppunkt erreicht sein, zu dem weniger Wasser als derzeit vom Berg herunterkomme, weil der Vorrat aufgebraucht ist. "Wenn wir von der Vergänglichkeit von Ewigem Eis reden, wissen wir, dass wir ein Problem haben", fasste es Kaineder zusammen.

(APA)

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