Stadtentwicklung

Damit die frische Luft besser durch die Stadt zieht

Linz ist mit seiner Lage und Größe ein Modell für zahlreiche Städte in Europa.
Linz ist mit seiner Lage und Größe ein Modell für zahlreiche Städte in Europa.Getty Images
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Am Beispiel von Linz entsteht ein neues Web-Service: Klare Szenarien machen Klimawandelfolgen für die Stadtplanung sichtbar. Das Tool „KlimaLinz“ wird früh im Prozess befragt, um große Investitionen so anzulegen, dass die Hitze im urbanen Raum nicht weiter zunimmt.

Der Haselgraben ist für Linz enorm wichtig: „Über das Tal kommt die frische Luft herein, die bis zum Süden der Stadt durchströmen soll: Wenn in der Frischluftschneise die Bebauung verändert wird, muss immer die Durchlüftung aufrecht bleiben“, erklärt Tanja Tötzer vom Center for Energy am Austrian Institute of Technology (AIT). Sie forscht im Projekt „KlimaLinz“, das vom Klimafonds der Stadt Linz finanziert ist. Das Team entwickelt ein Online-Tool, mit dem man schnell Entscheidungen der Stadtplanung auf ihren Effekt für die Klimawandelfolgen abklopfen kann.

Das Beispiel mit der kühlen Luft, die vor allem nachts aus dem Norden über den Haselgraben durch Linz zieht, ist nur eines von vielen, das aufzeigt, an welche Folgen die Stadtplanung denken muss, wenn neue Infrastruktur errichtet oder alte verändert wird. Die Zahl der Hitzetage wird auch in Linz stark steigen, genauso wie die Häufigkeit der Tropennächte, in denen es nicht einmal nachts unter 20 Grad abkühlt. Das Team vom AIT sucht mit dem neuen Tool nach Möglichkeiten, die Temperatur in Linz an Hitzeinseln und in manchen Vierteln bis zu zehn Grad kühler zu bekommen.


„Das Projekt ist die Folge des großen EU-Projekts ,Clarity‘, in dem wir eine Fülle von Daten vereint haben und in dem verschiedene Städte in Europa als Vorlage dienten. Linz war eine davon“, sagt Mario Drobics, Leiter der Abteilung für Cooperative Digital Technologies am AIT (Center for Digital Safety & Security). Ziel ist erstens, der oberösterreichischen Hauptstadt ein Werkzeug in die Hand zu geben, das von der Stadtverwaltung bis zum einzelnen Planungsbüro leicht und ohne Hürden zu verwenden ist. Zweitens dient Linz auch als Prototyp für viele andere Städte dieser Größenordnung und Lage: „Wir können die Auswirkungen des Klimawandels so modellieren, dass sich die Ergebnisse auf andere Regionen übertragen lassen“, sagt Drobics.

Gerade kleinere Kommunen, die nicht die Ressourcen für eigene Datensammlung, Messungen und Abteilungen haben, profitieren von digitalen Werkzeugen, die sich einfach benutzen lassen und organisatorisch wie finanziell keine Hürde darstellen. Hier werden Daten eingespielt, die sowieso vorhanden sind, wie Bevölkerungsdichte, Altersstruktur, Bebauungsdichte, Vegetation und freilich die Klima- und Wetterdaten.

„Eine Schwierigkeit ist oft, dass diese Daten in so verschiedenen Institutionen liegen und nicht harmonisiert sind“, sagt Tanja Tötzer. Das Team bringt dieses verteilte Wissen zusammen und bastelt daraus ein Web-Service, das so früh wie möglich im Planungsprozess befragt werden soll. Es geht um verschiedenste Fragen: Wie reagiert das Stadtklima auf die geplante Veränderung? Wo entstehen Hitzeinseln? Wie strömt die Luft durch das Stadtviertel? Wie verhalten sich Straßen und Verkehrsinfrastruktur bei erhöhter Temperatur?

Begrünung, Straßenbau, Kanalverlauf

„Hier geht es um große Investitionen: Jede Entscheidung, die heute getroffen wird, bleibt dann für viele Jahrzehnte bestehen“, sagt Tötzer. Daher sollen Energieversorger, Straßen- und Kanalinfrastruktur sowie Klimaforschung jegliche Auswirkungen schon früh am Bildschirm sehen und verschiedene Szenarien abbilden können.

Das „KlimaLinz“-Werkzeug vereint dabei globale Klimamodelle mit urbanen und Mikroklima-Simulationen, um nicht nur die Begrünungen von Fassaden und Stadtteilen in ihrer Wirkung abzuschätzen, sondern auch jede Entscheidung vor Veränderungen auf eine solide Grundlage zu stellen.

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