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Putin und der Plagiatsjäger

Wäre Wladimir Putin ein österreichischer Politiker, wäre es einfach. Ganz abgesehen davon, dass es mit dem österreichischen Bundesheer nicht so einfach wäre, einfach in fremdes Territorium einzumarschieren.

Vermutlich wäre er mit einem solchen Plan aber ohnehin am Föderalismus gescheitert. Und die Aussicht auf einen Ukraine-U-Ausschuss hätte wohl auch eine gewaltige Bremswirkung gehabt. Aber da wäre noch etwas: Stefan Weber, der Mann, der medial als Plagiatsjäger bezeichnet wird, hätte sich sofort auf Putins wissenschaftliche Abschlussarbeit gestürzt und darin abgeschriebene Passagen gefunden. Oder irgendwelche Formulierungen mit Seepocken oder einen ähnlichen Unsinn. Und schwuppdiwupp, weg wäre er, der Waldimir.

Wobei, den Vorwurf, dass Putins Doktorarbeit in Teilen ein Plagiat ist, gab es tatsächlich schon. Bereits 2006 tauchten in der „Washington Times“ Stimmen auf, dass in der 218 Seiten starken Arbeit an der Bergbau-Hochschule St. Petersburg mehrere Seiten von einer amerikanischen Publikation abgeschrieben wurden. Und das womöglich nicht einmal von Putin selbst, sondern von einem Ghostwriter. Von einem Aberkennungsverfahren ist allerdings nichts bekannt. Schade, eigentlich. In Österreich wäre seine Karriere damit vorbei gewesen. Vielleicht. (eko)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2022)

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