Maria Leopoldine als Herrscherin von Brasilien inmitten ihrer Kinderschar.
Brasilien

Habsburgs verkaufte Tochter

Eine Habsburgerin ist heute in Brasilien als „Imperatriz Leopoldina“ fast so etwas wie ein Popstar. Eine neue Biografie beschreibt mit Empathie ein unerfülltes Frauenleben.

Der Brand des Nationalmuseums in Rio de Janeiro am 2.September 2018 machte weltweit Schlagzeilen. Kaum etwas wurde gerettet von den weltweit größten naturhistorischen und völkerkundlichen Beständen. Was vielen nicht bewusst war: Das Museum war ein ehemaliger Herrscherpalast, der eng mit der österreichischen Geschichte verbunden war. Neun Jahre lang lebte hier die österreichische Erzherzogin und Tochter des Biedermeierkaisers Franz I., Maria Leopoldine, die 1817 hierher verheiratet worden war, zur Kaiserin von Brasilien avancierte, sieben Kinder zur Welt brachte und die Weichen für die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal stellte. Für so ein kurzes Leben, Leopoldine wurde nur 29 Jahre alt, ist das erstaunlich viel.

Freilich hatte sich die sympathische und gebildete Habsburger Erzherzogin, die in ihrer Jugend ganz den naturwissenschaftlichen Neigungen ihres Vaters folgte und am liebsten Mineralogin werden wollte, ihr Leben anders vorgestellt. Es wurde ein Frauenleben mit großen Illusionen, viel Ambition und bitterer Enttäuschung. Man erzählt sich, dass es in ihrem Palast einen Rückzugsraum gab, in den sie sich vor ihrem gewalttätigen Ehemann Dom Pedro von Brasilien flüchtete. Die psychische Gewalt, die man ihr antat, soll der Grund für ihre Verbitterung und ihren frühen Tod 1826 gewesen sein. Ihr Leben ist also auch eine Geschichte der Unterdrückung durch einen machistischen, ihr intellektuell weit unterlegenen Ehemann, der mit ihren vielfältigen Fähigkeiten schlicht nicht zurechtkam.

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