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Für alle Szenarien gewappnet

Überschwemmungen und Muren sind in unseren Breiten die häufigsten Naturkatastrophen.
Überschwemmungen und Muren sind in unseren Breiten die häufigsten Naturkatastrophen. Getty Images/iStockphoto
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Klimawandel, Terrorismusgefahr, Hackerangriffe auf kritische Infrastruktur: Wie man Risken beherrschen und Katastrophen managen kann, lehren einige Ausbildungen.

Sei es ein Blackout, eine Naturkatastrophe, die Folge eines Kriegs oder (Cyber-)Terrorismus. Eine Katastrophe stellt sowohl für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben als auch für Unternehmen eine große Herausforderung dar. Um Krisensituationen professioneller bewältigen zu können, bietet etwa die Universität Wien seit 2015 einen postgradualen Universitätslehrgang in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement des Innenministeriums an.

„Bei einem Einsatz sind viele Akteure beteiligt. Sie verfügen zwar über Spezialausbildungen, allerdings kommen unterschiedliche Terminologien zur Anwendung. Jede hat ihre Berechtigung. Um aber nicht aneinander vorbeizureden, braucht es Verständnis und Wissen, vor allem auch in der Koordination von Führungsaufgaben“, betont der wissenschaftliche Leiter, Thomas Glade. Genau diese Fortbildung soll der Studiengang Risikoprävention und Katastrophenmanagement leisten, den er federführend mitentwickelt hat.

Theorie mit Praxis abgleichen

Das Risikozyklus-Modell umfasst das Bewältigen und Nachbereiten eines Katastrophenereignisses, aber auch Prävention und vorbereitende Maßnahmen. Glade: „Nach dem Ereignis ist vor dem nächsten Ereignis.“ Lehrinhalte werden möglichst praxisnah mit Übungen aufbereitet, am Ende des viersemestrigen Lehrgangs findet eine Exkursion zu Institutionen wie Landeswarnzentralen, ÖAMTC, Bergbahnen, Wildbach- und Lawinenverbauung statt, nicht zuletzt, um „auch Limitationen der Theorie zu erfahren“.

Die Zielgruppe reicht vom Bundesheeroffizier über den Katastrophenschutz-Verantwortlichen oder Organisator von Groß-Events bis hin zum Seelsorger und Kommunikationswissenschaftler. Die Lehrinhalte wurden adaptiert, Themenbereiche wie soziale Medien und Triagesysteme neu integriert. Derzeit wird das Curriculum ganz neu aufgestellt, den Master will man künftig von 90 auf 120 ECTS-Punkte aufwerten. Darüber hinaus soll es ab 2024 die Ausbildung zum akademischen Experten mit 60 ECTS-Punkten für Interessierte ohne akademischen Titel geben.

Die Studierenden kommen auch aus Luxemburg, Deutschland und der Schweiz. In Deutschland gibt es an der Universität Bonn – dort hat Glade der Ruf nach Wien erreicht – einen ähnlichen Lehrgang: Der weiterbildende Masterstudiengang Katastrophenvorsorge und Katastrophenmanagement, kurz KaVoMa, wird seit 2006 in Kooperation mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe angeboten. Er schließt mit dem Master of Disaster Management and Risk Governance ab.

Sicherheit und Notfallmanagement stehen auch im Fokus des Universitätslehrgangs sowie des Masters Prozess- und Anlagensicherheit, Notfall- und Katastrophenmanagement an der Montanuniversität Leoben. „Die Bandbreite des Angebots im Masterstudium reicht von ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen und angewandter Anlagensicherheit bis hin zu soziologischen Betrachtungen wie der Technikfolgenabschätzung und der gesellschaftlichen Risikobewertung oder der Risikokommunikation und Risikopartizipation“, sagt Renate Renner, organisatorische Leiterin des Lehrgangs. „Durch unsere Kooperation mit der ZAMG vermitteln wir auch meteorologische oder klimatologische Grundlagen und Wissen zum Verstehen von Warnungen.“

Interdisziplinäre Teams

Interdisziplinarität wird großgeschrieben. Renner: „Anfänglich haben wir die Seminare in Einzelarbeit angeboten, mittlerweile regen wir Gruppenarbeiten in disziplinär heterogenen Teams an, um die unmittelbare Erfahrung von Vor- und Nachteilen interdisziplinären Arbeitens erlebbar zu machen.“

Im berufsbegleitenden, viersemestrigen Masterstudium Integriertes Risikomanagement an der FH Campus Wien hat man vor allem Organisationen und Unternehmen im Blick. Im Schwerpunkt Risikomanagement geht es darum, Bedrohungen in einem hochdynamischen Umfeld zu erkennen und mit diesen umzugehen, im Schwerpunkt Interne Revision gilt es die Wirksamkeit gesetzter Maßnahmen zu prüfen. Durch die Kooperation mit dem Institut für Interne Revision Österreich besteht ein enger Dialog mit den Revisionen großer Unternehmen und Organisationen von der Bankenbranche bis zur öffentlichen Verwaltung. Die Ausbildung verbindet Risikomanagement mit Betriebswirtschaft, Prozess- und Qualitätsmanagement sowie Internal-Audit-Expertise. Für den integrierten Ansatz des Studiums steht das Drei-Linien-Modell, das Organisationen als Basis für ein funktionsfähiges Kontroll- und Überwachungssystem dient.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2022)

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