Interview

Haben Tiere eine Moral? Und was bedeutet das für uns?

Die Ceylon-Hutaffen aus der Gattung der Makaken sind sehr soziale Tiere. Das zeigt sich, wenn einer den anderen laust und dessen Fell reinigt („Grooming“).
Die Ceylon-Hutaffen aus der Gattung der Makaken sind sehr soziale Tiere. Das zeigt sich, wenn einer den anderen laust und dessen Fell reinigt („Grooming“). Planet One Images/Universal Images
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In Gruppen lebende Tiere zeigen Empathie, ja Altruismus. Haben wir Menschen die Fähigkeit zu moralischem Handeln von ihnen geerbt? Philosophin Angela Kallhoff hält einen solchen Naturalismus in der Ethik für eine „Seuche" – und findet Moralität ganz woanders.

„Die Presse“: Biologen erklären uns, dass auch soziale Tiere zu einer Moral fähig seien. Wie kommen sie darauf?

Angela Kallhoff: Was uns die Verhaltensforscher erzählen, ist hoch spannend. Da fällt ein Vögelchen mit gebrochenem Flügel ins Wasser, eine Affendame sieht das und rettet es. Sie versteht also, dass hier ein Wesen in Not ist, und hilft ihm, obwohl es nicht der eigenen Gruppe angehört. Oder: Bonobos werden in einem Experiment für ihr Verhalten mit Trauben oder Gurken belohnt. Trauben mögen sie lieber, und als eines der Äffchen nur noch Gurken bekommt, wird es sauer – weil es sich, wie wir interpretieren, unfair behandelt fühlt. Es gibt Elefanten, die trauern, wenn einer von ihnen stirbt. Das alles kommt sehr nahe heran an Wohlwollen, Hilfe, Fairnessdenken, vielleicht sogar Altruismus. Ein prosoziales Verhalten, in dem viele Forscher eine Vorstufe von Moral sehen.

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