Mein Montag

Was hinter dem Begriff Sabotage wirklich steckt

Sabotage sind nicht Tage, an denen alles schiefgeht. Da müssen wir schon etwas tiefer bohren.

Wenn die erste Assoziation zu einem Wort ein gleichnamiges Lied der Beastie Boys aus den 1990er-Jahren ist, ist das ja eher ein gutes Zeichen. Vor allem, wenn es um einen so negativ behafteten Begriff wie Sabotage geht. Allein, zuletzt ist er auch wieder vermehrt in den aktuellen Nachrichten aufgetaucht – etwa als im Norden Deutschlands der Zugverkehr für mehrere Stunden ausfiel, weil jemand Kabel gekappt hatte. Auch rund um den Ukraine-Konflikt ist Sabotage als Mittel der Kriegsführung wieder präsent. Aber wissen Sie eigentlich, wie der Begriff überhaupt entstanden ist?

Von der Aussprache her vermutet man schnell, dass er aus dem Französischen kommen muss. Bingo! Der Ursprung liegt beim sabot, dem Holzschuh. Die Legende geht, dass französische Arbeiter während der Industriellen Revolution ihre Schuhe in Maschinen warfen und diese so stoppten. Die französischen Anarchisten verwendeten den sabot auch als Symbol im Kampf für den Acht-Stunden-Tag. Doch letztlich dürfte an dieser Variante der Maschinenstopper nichts dran sein. Vielmehr dürfte die Art, in der man sich mit Holzschuhen fortbewegt, eine Rolle gespielt haben – nämlich eher ungelenk. Etwas machen, als hätte man Holzschuhe an, wurde so also zum Synonym für Schludern oder Pfuschen. Und dieses Arbeiten ohne Sorgfalt wurde später auch noch mit der absichtlichen Zerstörung aufgeladen.

Apropos, Pfusch ist der ursprünglichen Bedeutung der Sabotage recht nahe. Der Begriff dürfte lautmalerisch das „(p)futsch“ imitiert haben, das etwa beim Abfeuern einer Rakete zu hören ist. Die Bedeutung „in größter Schnelligkeit“ legte nahe, dass die Qualität nicht allzu hoch sein dürfte. In Österreich kursiert der Begriff übrigens auch als gelebte Nachbarschaftshilfe. Dass jemand, der am Finanzamt vorbei arbeitet, als Saboteur bezeichnet wird, hört man hingegen fast nie.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2022)

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