Kurt Rydl jubiliert

Kurt Rydls in Brittens ´Billy Budd´
Kurt Rydls in Brittens ´Billy Budd´Staatsoper/Zeininger
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Vor 50 Jahren hat der Wiener Bass in Linz debütiert. Soeben feierte er seinen 75. Geburtstag.

Er war eines der fleißigsten Mitglieder des Ensembles der Wiener Staatsoper, also für die Musikfreunde seit seinem Debüt im Dezember 1976 nicht zu übersehen. Zu überhören war er sowieso nicht. Wenige Sänger, sogar auch: wenige Bassisten verfügen über eine dermaßen voluminöse Stimme wie er. Nicht nur in Wien war er deshalb über viele Jahre hin die logische Besetzung für Partien wie Wagners Hunding und Hagen, für den Baron Ochs in Strauss’ „Rosenkavalier“ oder den Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“.

Die Belastbarkeit Rydls war enorm. Er empfand die Idee, innerhalb dreier Tage drei verschiedene Partien an Opernhäusern in drei verschiedenen Städten zu singen jedenfalls keineswegs als Zumutung. Wenn auch die Fahrten von und zu den Flughäfen anstrengend sein mochten, die Auftritte machten im Freude.

Die mächtige Stimme

Dass die Freude am Verströmen der mächtigen Stimme hie und da übers Ziel schießen konnte, war in Kurt Rydls Sänger-Image quasi inbegriffen. In späten Jahren verstand er es allerdings glänzend, seine Stimme zu zügeln und es gelangen ihm berührende Rollenporträts jenseits der Riege der notorischen Bassissten-Finsterlinge, vom La Roche in Strauss’ „Capriccio“ bis zum Pimen in Mussorgskys „Boris Godunow“, den er idiomatisch mühelos beherrscht, denn seine Ausbildung hatte er einst nach Anfängen an der Wiener Musikhochschule in Moskau am Konservatorium fortgesetzt. Dass die Oper seine Domäne werden würde, hatte sich der junge Wiener zunächst keineswegs träumen lassen. Das Singen übte er neben einem regulären Biologie-Studium. Die Chancen, die sein schwarzes Timbre im Musikbetrieb bot, ließen sich aber nicht überhören.

An der Staatsoper wusste man bald, dass der junge Künstler, der als Ferrando in Verdis „Troubadour“ debütiert hatte und ohne Widerspruch lange Zeit auch kleine und mittlere Rollen übernahm, Karriere machen würde. Unvergessen für Kenner blieben Vorstellungen wie die Generalprobe zur legendären „Turandot“-Premiere unter Lorin Maazel, als Rydl, der als Mandarin angesetzt war, vom unpässlichen Kollegen im Handumdrehen den Timur übernahm. Zur Premiere war er dann zwar wieder der Mandarin, aber wenn späterhin „Turandot“ auf dem Programm stand, sang Rydl häufig den Tatarenkönig.

Ersatz für Ghiaurov

Schon zwei Spielzeiten früher hatten die Opernfreunde nicht schlecht gestaunt, als gegen Ende der Premieren-Serie der nicht minder legendären Verdi-Produktion „Attila“ unter Giuseppe Sinopoli die Sängerlegende Nicolai Ghiaurov absagte und es hieß, wir hätten einen Wagemutigen im Ensemble, der imstande sei, die Titelpartie zu übernehmen. In solchen Momenten lief Kurt Rydl zur Höchstform auf.

Insgesamt hat der Sänger an „seinem“ Haus weit mehr als 1000 Vorstellungen gesungen, mehr als 2500 waren es zusätzlich in den großen internationalen Häusern und den Festspielen von Salzburg und Bayreuth. Etwa 120 Partien hat Rydl studiert - und keineswegs nur im Opernfach. Mitte der Zehnerjahre freuten sich die Zuschauer der Volksoper über sein Debüt als Milchmann Tevye in „Anatevka“, eine Partie, die er besonders liebte.

Besessen vom Singen

„Ich bin besessen", meinte Rydl einmal im „Presse“-Gespräch, „und ich habe immer gesagt: Würde man so etwas des Geldes wegen machen, würde man es nicht schaffen. Es muss aus einem hervorbrechen. Und man muss wunderbare Menschen und vor allem den richtigen Lebenspartner um sich haben.“

Das scheint der Fall gewesen zu sein: Im Kreise seiner Lieben hat Kurt Rydl seinen runden Geburtstag gefeiert, im Rückblick auf eine immense Lebensleistung, an deren Anfängen es übrigens hieß: In Linz beginnt’s. Wahrhaftig und ja: Auf den Tag genau an seinem Geburtstag vor 50 Jahren feiert Rydl sein Debüt in Lortzings „Zar und Zimmermann“!

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