Analyse

Hofburg-Ergebnis ist "Warnsignal" für Regierung und SPÖ

Walter Rosenrkanz am Wahlabend
Walter Rosenrkanz am WahlabendAPA/FLORIAN WIESER
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Wenn man sich das Ergebnis aller rechten Kandidaten anschaue, zeige sich ein Potenzial von 30 Prozent, das die FPÖ abholen könnte, analysieren Politologen.

Politikberater Thomas Hofer und Meinungsforscher Peter Hajek orten nach geschlagener Hofburg-Wahl zwar ein erwartbares, solides Ergebnis für Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. Sie sehen aber vor allem für SPÖ, ÖVP und Grüne ein "Warnsignal", denn am Wählermarkt sei etwas in Bewegung, wie die Experten analysierten.

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Van der Bellen habe sich "über die Ziellinie gerettet", mit einem Ergebnis in ungefähr erwartbarer Höhe, meinte Hofer. Der Amtsinhaber habe eine Stichwahl vermieden, die für ihn der "worst case" gewesen wäre, denn dann hätte er sich doch einem Duell stellen müssen. Van der Bellen habe de facto keinen Wahlkampf führen wollen - zurecht, denn er habe auch Fehler gemacht, erinnerte Hofer an unrühmliche Aussagen Van der Bellens, etwa, man müsse im kommenden Winter "die Zähne zusammenbeißen" oder dass man in einem Alter von 35 nicht unabhängig sein könne. So gesehen sei es eine gute Entscheidung von ihm gewesen, keine TV-Duelle mit seinen Konkurrenten zu absolvieren, glaubt Hofer.

Hajek sieht zwar keinen brechenden Erfolg, aber ebenfalls ein "solides Ergebnis" des Amtsinhabers, denn wie schon 2016 habe es auch heuer ein "unglaublich schwieriges thematisches Umfeld für Mitte-Links-Kandidaten" gegeben, erklärte der Meinungsforscher mit Blick auf den Ukraine-Krieg und seine Folgen.

"Kannibalisierungseffekt" wegen Übergangebots

Der zweite Platz ging an FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz. Hofer ortet hier einen gewissen "Kannibalisierungseffekt" aufgrund des Überangebots an Kandidaten aus dem rechten Lager. Die Freiheitlichen könnten sich "nicht wirklich freuen", findet Hofer, denn sie konnten ihr Potenzial aus den Umfragen nicht ausschöpfen. Die Themenkonjunktur komme aber weiterhin der FPÖ entgegen, betonte er.

Wenn man sich das Ergebnis aller rechten Kandidaten anschaue, zeige sich ein Potenzial von 30 Prozent, das die FPÖ abholen könnte, analysierte auch Hajek. Dies sollte ein "Warnsignal" für die Regierung, aber auch die SPÖ sein, unterstreichen die Experten. Nachdem es thematisch im Winter erst "richtig ruppig" werde, könne die FPÖ "ruhig schlafen", auch wenn man es nun nicht in die Stichwahl geschafft habe, glaubt Hajek.

Ein Thema für die SPÖ sehen die Politikbeobachter in Bierparteichef Dominik Wlazny ("Marco Pogo"). Dass Wlazny in Wien knapp elf Prozent erreichte, werde ein "latentes Problem" für die Sozialdemokraten, meint Hofer. Auch wenn er inhaltliche Schwächen habe, habe der linke Kandidat eine gewisse Marke aufbauen können. Auch Hajek rechnet mit Wlazny zumindest bei der nächsten Wiener Gemeinderatswahl. Wlazny mobilisiere jüngere Wähler, und zwar auch aus dem Lager der Nichtwähler - dies sollte für die SPÖ ein Warnsignal sein, sagte Hajek.

Die Wahl ist geschlagen. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Und: Wem haben Sie Ihre Stimme gegeben? Diskutieren Sie mit!

(APA)

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