Auszeichnung

Wirtschaftsnobelpreis für Ex-Fed-Chef Bernanke und zwei weitere US-Ökonomen

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Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig erhalten den Preis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften für ihre Forschungen zu Banken und Finanzkrisen.

Zum Abschluss der heurigen Nobelpreis-Bekanntgaben sind am Montag die Preisträger in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften verkündet worden. Ex-Fed-Chef Ben S. Bernanke (Brooklings Institute), Douglas W. Diamond (University of Chicago) und Philip H. Dybvig (Washington University) werden "für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen“ ausgezeichnet, wie der Generalsekretär der Akademie, Hans Ellegren, bei der Bekanntgabe auf dem Universitätsgelände der schwedischen Hauptstadt sagte.

Mit der Auszeichnung wurden sie für ihre hilfreichen Erkenntnisse zur Bewältigung der globalen Finanzmarktkrise 2008/2009 geehrt. Der damals drohende Crash des Geldsystems wurde - anders als bei der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre - erfolgreich abgewehrt.

"Es ist vielen gar nicht bewusst, wie groß die Gefahr für das gesamte Finanzsystem eigentlich war", sagte der Vorstand des Departments Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien, Rupert Sausgruber, am Montag. "2008/09, als die Finanzkrise passiert ist, haben die Beiträge der drei Ökonomen wesentliche Einsichten zur Bewältigung dieser Krise gegeben", betonte der WU-Professor. Die Fehler aus der Zeit der "Great Depression" in den 1930er-Jahren seien dadurch nicht wiederholt worden. "Man hat richtig reagiert und das ist ganz fundamental auf die Beiträge dieser drei Herren zurückzuführen", so Sausgruber.

Hohes Ansehen in der Fachgemeinschaft

"In der Fachgemeinschaft sind die drei Preisträger sehr hoch angesehen und sehr geschätzt - sie haben die Finanzwirtschaft und die Interaktion mit der Realwirtschaft, also eine richtige Umsetzung der Geldpolitik, geprägt", strich auch Volkswirt Christian Glocker vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) hervor. Das sei der große Erfolg der US-Wirtschaft in der Finanzkrise gewesen. "Die wussten genau, was in der Krise gemacht werden musste, um zu verhindern, in eine ähnlich lange Rezession zu rutschen wie in den Dreißigerjahren", sagte er.

"Ich kenne viele Studien von diesen Leuten, die mittlerweile Standardwerke in diesem Bereich darstellen", erzählte Glocker. Alle drei heute mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Forscher beschäftigten sich damit, welche Risiken eine negative Spirale in Gang setzen könnten und worauf man genau achten müsse. Im Blick haben sie die Finanzwirtschaft auf der einen Seite und die Realwirtschaft auf der anderen Seite. "Die Grundlagenforschung wurde von den drei Preisträgern aufgebaut und wird auch für wirtschaftspolitische Beratung verwendet."

Der frühere Chef (2006 bis 2014) der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Ben Bernanke, ist laut Sausgruber "mehr der Geldpolitiker", der sich intensiv mit der Rolle der Zentralbank in Finanzkrisen auseinandersetze, Diamond (University of Chicago) und Dybvig (Washington University) arbeiteten mehr im Bankbereich und hätten vor allem das "Risk Management der Liquidität" der Institute im Fokus. "Alle haben die Implikation, dass man die Banken regulieren und das Finanzsystem stabilisieren muss."

Kein klassischer Nobelpreis

Bereits in der vergangenen Woche waren die Nobelpreisträgerinnen und -träger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben worden. Dotiert sind alle Nobelpreise heuer erneut mit zehn Millionen schwedischen Kronen - umgerechnet sind das derzeit rund 920.000 Euro.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Dennoch wird er ebenso wie die weiteren Nobelpreise an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht.

Seit der ersten Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises war erst ein Österreicher unter den Preisträgern: Der liberale Ökonom Friedrich August von Hayek erhielt 1974 den Preis gemeinsam mit dem Schweden Gunnar Myrdal für Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie. Vergangenes Jahr waren die in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens geehrt worden.

(APA/red.)

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