Quergeschrieben

Vermutlich sind Juden auch am Klimawandel schuld

Als postkolonialer Diskurs maskierter Antisemitismus ist radikal schick. Das beweist gerade die Wiener Akademie der bildenden Künste mit ihrer Einladungspolitik.

Man gendert. Schreibt Sternderln. Spricht glottal plosive Pausen. Mobbt Lehrende so lang als transphob, bis sie, wie die britische Philosophieprofessorin Kathleen Stock, den Job hinschmeißen. Lädt Referenten wie die Biologin Marie-Luise Vollbrecht aus, die an der Berliner Humboldt-Universität unter dem Titel „Geschlecht ist nicht gleich (Ge)schlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt“ eigentlich eh nur biologisches Faktenwissen weitergeben wollte. Schreit die Feministin Alice Schwarzer als antimuslimische Rassistin nieder, so geschehen an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Nur bei Antisemitismus gibt es in der Kunst- und Wissenschaftsszene offenbar wenig Berührungsängste, wobei zeitgenössische Judenfeindlichkeit gern in der Maskerade des postkolonialen Diskurses daherkommt. Mit BDS zu sympathisieren, ist radikal schick. BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) ist das Gemeinschaftsregelwerk von 171 palästinensischen Organisationen, zahlreiche NGOs unterstützen die Absichtserklärung, Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu vernichten.

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Zuletzt hat sich die Kasseler Weltkunstausstellung Documenta 15 mit einer ganzen Reihe judenfeindlicher Werke von Kunstkollektiven aus dem globalen Süden den wenig schmeichelhaften Beinamen „Antisemita“ (© „Der Spiegel“) redlich verdient. „In der westlichen Welt ist der Antisemitismus rechts, ewiggestrig und modrig konnotiert, der Antizionismus hingegen gilt als links, verantwortungsbewusst, zeitbezogen“, schreibt die Politologin Barbara Serloth auf der Online-Plattform Mena-Watch, einem in Wien ansässigen Nahost-Thinktank. Und siehe da, die Wiener Akademie der bildenden Künste tritt mit ihrer Einladungspolitik den Wahrheitsbeweis dieser Diagnose an: Auf ihrem „Aktionstag Secessionsgarten“ am 19. Oktober soll unter anderem der schwedische Humanökologe und Umweltaktivist Andreas Malm „Überlegungen zum nachhaltigen Agieren, zivilem Ungehorsam und alternativen Formen der Aneignung von öffentlichen Räumen“ anstellen. Friedliche Proteste findet Malm öde, er präferiert zur Klimarettung gezielte Sachbeschädigungen. Wird sicher bombig, wenn er darüber informiert, „wie man eine Pipeline in die Luft jagt. Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen“. Als Inspirationsquelle für diese 2020 in Buchform gegossene Handlungsanleitung zu gewaltbereitem Widerstand dienen dem bekennenden Hamas-Afficionado, der Israel als „zionistische Entität“ ablehnt und jüdische Israelis konsequent als „Siedler“ bezeichnet, palästinensische Sabotageakte. Alter Schwede! Echt jetzt?

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