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Conrad Observatorium: 20 Jahre Hightech-Forschung in Niederösterreich

(c) Lois Lammerhuber/Photoagentur Lammerhuber
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50 Kilometer südwestlich von Wien, auf dem Trafelberg in den Gutensteiner Alpen, befindet sich auf über 1000 Meter Seehöhe das Conrad Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Seit nunmehr 20 Jahren wird dort weltweit einzigartige geophysikalische Forschung betrieben.

Der Standort inmitten eines Naturschutzgebietes und fernab von jeglichen äußeren Störeinflüssen bietet für die erdwissenschaftliche Forschung ideale Bedingungen. Im Conrad Observatorium stehen dafür zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung.

Die gesamte Anlage besteht aus einem über 1000 Meter langen Tunnelsystem, bis zu 200 Meter tiefen Bohrlöchern und diversen Messsockeln. Eine konstante Temperatur von 7 °C in den Stollen bietet das ganze Jahr über konstante Bedingungen. Die Aufrechterhaltung von idealen Messbedingungen wird durch zahlreiche Sensoren überwacht, die jedwelche Veränderung auch im Umfeld des Observatoriums erfassen.

Benannt ist das Observatorium nach dem österreichischen Geophysiker Victor Conrad (1876 – 1962), dessen Witwe Ida die Errichtung dieser einzigartigen Forschungseinrichtung durch eine großzügige Spende ermöglichte.

Conrad, der viele Jahre an der ZAMG in Wien wirkte, musste 1939 wie viele jüdische Wissenschafter:innen in die USA emigrieren, wo er nach Lehraufträgen an zahlreichen amerikanischen Universitäten 1962 verstarb.

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Geophysikalische Spitzenforschung

Das Observatorium besteht aus zwei Hauptbereichen: dem seismisch-gravimetrischen Observatorium (SGO), das 2002 eröffnet wurde, sowie dem geomagnetischen Observatorium (GMO), das 2014 fertiggestellt wurde.

Seither wird in beiden Einrichtungen geophysikalische Spitzenforschung betrieben: Mit hochsensiblen Messgeräten werden Daten zu seismischer Aktivität und Schwerkraft erhoben und Veränderungen im Magnetfeld der Erde gemessen.

©ZAMG

Diese Daten bilden die Grundlage der kontinuierlichen seismischen, gravimetrischen und geomagnetischen Beobachtung. Die erhobenen Rohdaten kann man übrigens auch über das Datenportal der ZAMG in Echtzeit beobachten oder downloaden. Üblicherweise wird ein Jahr Daten in Minutenauflösung zur Verfügung gestellt. Wem das noch nicht genügt, der kann auch entsprechende Archivdaten anfordern.

Genutzt werden diese Daten aber nicht nur für wissenschaftliche Zwecke und internationale Forschungsprojekte – die Erkenntnisse aus dem Conrad Observatorium haben durchaus praktische Relevanz.

Überwachung des Erdmagnetfeld & Erdbebenforschung

So wird etwa das Erdmagnetfeld, das einen Schutzschirm gegen energiereiche kosmische und solare Strahlung bildet, kontinuierlich gemessen und überwacht. Dieses geomagnetische Feld steht mit dem Sonnenwind – dem Weltraumwetter – in Wechselwirkung und unterliegt ständigen Veränderungen.

Außerdem leistet die seismografische Station einen wichtigen Beitrag zur Erdbebenforschung, indem weltweit Erdbeben registriert und die Daten an den Erdbebendienst der ZAMG zur Auswertung übermittelt werden.

©ZAMG

Unterstützung zahlreicher internationaler Forschungsprojekte

Neben der reinen Erdbeobachtung werden am Conrad Observatorium zahlreiche internationale Forschungsprojekte unterstützt, die von hochgenauen Messdaten des Observatoriums sowie den optimalen Messbedingungen profitieren. Dazu gehören unter anderem eine Testeinrichtung für Weltraummagnetometer, in der unter anderem Sensoren für die ESA-Mission zum Jupiter getestet werden, sowie seit Neuestem auch Gravitationsexperimente der Wiener Quantenphysiker.

Wer neugierig geworden ist und selbst einen Blick in die Stollen des geomagnetischen Observatoriums (GMO) werfen möchte, kann bequem von zu Hause aus eine virtuelle 3-D-Besichtigung starten.


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