Gastkommentar

Cancel und Tänzel auf Kulturparkett

Einwurf. Im Fall Currentzis sollte man sich die Frage stellen, wofür hier mitunter ein gestrenges Sanktions-Auge zugedrückt wird.

Der Autor:

Adi Traar (*1960) ist Autor und Musiker. Er war Solo-Oboist bei den Grazer Philharmonikern und lehrt an der Kunstuni Graz.

Es geht hier, angesichts aus dem Friedenslot Geratenem, nicht zum hundertsten Mal darum, mit einem Wurf in die Waagschale seine eigene Meinung gewichtig zu lancieren (da diese ja auch nur eine von hunderten ist): Sollen wir intransparentes Kultursponsoring kündigen? Wolfgang Schüssel aus den Ehrenlogen verbannen? Gergijew canceln? Es geht hier vielmehr um die Lust und Schuldigkeit, Paradoxien aufzuspüren; und um Teodor Currentzis.

Sein Orchesterlabor MusicAeterna wurde jüngst erweitert um das Orchester Utopia. Wie auch anders soll man eine Vereinigung nennen, die davon ausgeht, neun eigenwillensstarke Konzertmeister wären einem Orchestergefüge zuträglich. Elf Ronaldos gäben zwar eine interessante Truppe ab, sicher aber mit geschwind rückläufigem Nachhaltigkeitspotenzial. Ohne Zweifel, die Orchestermitglieder beider Versuchsstätten spielen aus freien Stücken, sie werden glücklich sein, mitwirken zu dürfen, die Gigs sind renommeeträchtig, und die Jobsituation ist schwierig; allzu schnell hat man in seinem Leben, das man so gern mit Musik bespielen würde, schon keine Zukunft mehr – es stellt sich bloß die Frage, ob man so eine mit Currentzis hat.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.