Das barocke Wien, digitalisiert

Reutter: Kantate (ONB)
Reutter: Kantate (ONB)Manuskript
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Die Nationalbibliothek stellt ihre Bestände an Repräsentatonsmusik für den Habsburgerhof digitalisiert ins Netz.

Die Österreichische Nationalbibliothek hat damit begonnen, die Musikmanuskripte aus der Zeit Kaiser Karls VI. zu digitalisieren.  Mehr als 440 Kompositionen, das sind über 120.000 hanschriftliche Partitur-Seiten, können Interessenten nun bereits über den Onlinekatalog der ÖNB abrufen. Stichwort: »Biblioteca Carolina Digital«.

Die Quellen sind bedeutsam für eine künftige Auswertung durch internationale Musiker und Ensembles, steht doch die österreichische Barockmusik nach wie vor nicht hoch im Ansehen, obwohl zu Zeiten Kaiser Karls, des Vaters von Maria Theresia, exquisite Musiker am Wiener Hof wirkten. Allen voran Johann Joseph Fux oder Antonio Caldara.

Kaiserliche Festmusiken

Unser Notenbeispiel zeigt die erste Seite der Partitur einer Festkantate zur Feier des Geburtstags von Karl VI. aus der Feder von Johann Georg Reutter. Das war jener Mann, der den jungen Joseph Haydn einst als Choristen an den Wiener Stephansdom holte. Die Kantate stammt aus Haydns Geburtstsjahr, 1732.

1740 komponierte der nachmalige Klaviermeister Maria Theresias, Georg Christoph Wagenseil, zur Feier des Geburtstags von Erzherzogin Maria Anna eine "Kammeroper" über ein damals beliebtes Libretto "I Lamenti di Orfeo". Das Werk gilt in der musikwissenschaftlichen Literatur als "kleines Juwel der vorklassischen Operngeschichte", doch ist auf CD bis dato nur die Vertonung desselben Textes durch den aus Bologna gebürtigen Dresdner Hofmusikers Giovanni Alberto Ristori greifbar. Vielleicht wirft die Nationalbibliothek mit ihrer Onlinie-Initiative nun ein Licht auf die wienerischen Barock-Größen.

Von Pergolesi bis Hasse

Online gestellt wurden bis dato vor allem weltliche Kompositionen aus den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts. In den Beständen fanden sich nicht nur Originalkompositionen der in Wien tätigen Meister. Die Sammlung gibt auch Einblicke ins kaiserliche musikalische Repertoire jener Epoche. Digitalisiert wurden auch Abschriften von Werken von Benedetto Marcello, Giovanni Battista Pergolesi, Johann Adolf Hasse oder Händels Londoner Opern-Widersacher Giovanni Bononcini.

Die Digitalisierung weiterer Partituren des geistliche Repertoires ist geplant.

www.onb.ac.at/carolina

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