Der Euro fällt zum Franken auf ein Allzeittief

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Robert Schittler sieht charttechnisch eine weitere Zielmarke bei 1,253. Wird diese Marke unterschritten, ist ein weiterer Absturz des Euro-Franken-Kurses zu erwarten.

Wien. Die Investoren schichten angesichts der grassierenden Unsicherheit zusätzlich Geld von der Eurozone in den Schweizer Franken um. Der Ansturm auf die Schweizer Währung war am Montag derart massiv, dass der Eurokurs auf ein Allzeittief von zeitweise 1,267 Franken je Euro fiel. Seit Jahresbeginn hat die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken um 14,5 Prozent an Wert verloren.

Robert Schittler, Technischer Analyst der Raiffeisenbank International, sieht charttechnisch eine weitere Zielmarke bei 1,253. Wird diese Marke unterschritten, ist ein weiterer Absturz des Euro-Franken-Kurses zu erwarten.

Auf dem Weg zu einer Euro-Franken-Parität – einem Wechselkurs von einem Franken je Euro – liegt eine entscheidende Schwelle bei 1,19. „Sollte der Kurs auch diese unterschreiten, ist der Wechselkurs laut Kriterien der Charttechnik auf dem Weg zur Parität“, so Schittler.

Der Präsident der Schweizer Nationalbank, Philipp Hildebrand, entwirft ein kritisches Szenario: Im schlimmsten Fall könnte der Euro infolge der Schuldenkrise noch weiter abstürzen und damit die Schweizer Exportindustrie schwer belasten. Denn ein stark aufgewerteter Franken würde die eidgenössischen Ausfuhren in den Euroraum noch teurer machen. Es ist davon auszugehen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf den Devisenmärkten wieder Euro aufkaufen wird, um den Wert des Euro zu stützen.

Die SNB befindet sich damit in einer Zwickmühle. Ihre Währungsreserven sind mittlerweile auf über 260 Mrd. Franken angewachsen. Da die SNB Stützungskäufe in großem Stil tätigte, lautet ein großer Teil ihrer Reserven auf Euro. Das wiederum hat große Auswirkungen auf die Bilanz der SNB. In den ersten drei Quartalen häufte sie Wechselkursverluste von 21 Mrd. Franken an. Zu ihrem Glück stieg der Preis für Gold, von dem die SNB viel in ihren Büchern hat. Dadurch wurde der Bilanzverlust auf 8,5 Mrd. Franken abgefedert.

Den heimischen Franken-Kreditnehmern hilft das noch wenig. Sie müssen gerade schwere Zeiten durchtauchen. Denn ein schwacher Euro lässt ihre (Buch-)Kreditschuld ansteigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2010)

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