Stilkritik

Ein Chipssackerl von Balenciaga um Tausende Euro

Balenciaga Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023
Balenciaga Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023beigestellt
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Eine Kampfansage ans leere Chipssackerl. Für Modehungrige und jene, die Geld übrig haben.

Das Aufreißen eines Chipssackerls ist nicht selten ernüchternd. Von Jahr zu Jahr, so kommt es einem vor, weicht die ein oder andere Kartoffel dem wachsenden Luftraum in der Tüte. Preis und Größe stagnieren, Hersteller können so eine versteckte Preiserhöhung vornehmen, unbemerkt quasi. Jedenfalls zum Zeitpunkt des Kaufs. Abends auf der Couch folgt dann die Enttäuschung. Die Packung wird dabei einmal herumgereicht, damit sich auch jede Anwesende davon überzeugen kann, dass die Packung ja nicht einmal halb leer ist. So war das ja schon immer, aber so leer war sie wirklich noch nie.

Vielleicht ist es also gar keine schlechte Idee, sich gleich eine ganz leere zuzulegen. Um sich der Des­il­lu­si­o­nie­rung zu entziehen. Bei Bedarf kann man sie ja selbst befüllen. Balenciaga bietet ein solches Exemplar, Farbe frei wählbar. Hochwertiges Leder und Reißverschluss schützen den Inhalt (wie das übrigens auch der Luftraum in Chipstüten machen soll, so diverse Hersteller), und ermöglichen eine Wiederverwendung. Eine nachhaltige Chipspackung, wenn man so will. Und wie das mit nachhaltigem Zeugs so ist, hat es eben seinen Preis. Im Falle Balenciaga liegt dieser Gerüchten zufolge bei 1800 Dollar, bestätigt wurde das bisher nicht.

Balenciaga Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023
Balenciaga Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023beigestellt

Nachdem Demna Gvasalia, Kreativdirektor von Balenciaga (als solcher verzichtet er auf seinen Nachnamen), erst vergangene Saison Models mit Müllbeuteln daher kommen ließ (1790 Dollar das Stück), waren Chipssackerln wohl der nächste logische Schritt. Angekündigt wurde dieser mehr oder minder schon bei der Abschlussschau der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen im Juni. Demna wurde dort mit einer leeren Chipstüte gesichtet. Für TikTok ein gefundenes Fressen. Dabei ist er gar nicht der erste Designer, der sich an Lebensmittelverpackungen vergreift. Erst vergangenes Jahr gab es etwa Burger-Take-Away-Tüten bei Moschino, 2014 verschrieb sich Karl Lagerfeld klassischen Einkaufskörben als mondänes Accessoire.

Die neueste (modische) Hommage an den Heißhunger scheint gar eine Zusammenarbeit zwischen dem Modehaus und der Chips-Marke Lay's zu sein, zumindest sprechen geteilte Beiträge auf den Social-Media Kanälen des Lebensmittelherstellers dafür. Ob sich dieser infolge der Image-Auffrischung nun wieder vollere Chipspackerl erlauben kann, bleibt abzuwarten - und zu hoffen.

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