Wien Energie nutzte 2018 anscheinend Marktvolatilität, um zusätzliche Gewinne zu lukrieren. Wie man heute damit umgeht, sagt viel über das mangelnde Wirtschaftsverständnis in Österreich aus.
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. So kann man die Reaktion der Wien Energie auf den Bericht der „Presse“ beschreiben, wonach interne Papiere beweisen, dass das strikte interne Spekulationsverbot im Jahr 2018 mit Erlaubnis des Wien Energie-Vorstandes bereits einmal ausgehebelt wurde. Damals erkannten Mitarbeiter, dass aufgrund der geringen Marktliquidität außerhalb der üblichen Handelszeiten Gas oft wesentlich günstiger gekauft oder teurer verkauft werden konnte als untertags. Da das Unternehmen die Möglichkeiten – etwa Speicher – hatte, um diese Situation zu nutzen, gab es die Erlaubnis, hier auch ohne zugrunde liegendes Grundgeschäft Handelsaktivitäten zu setzen, um zusätzliche Gewinne zu erzielen.
War das Spekulation? Ja. Es wurde ja gekauft, wenn es laut eigener Ansicht „günstig“ war, um es am nächsten Tag wieder „teurer“ zu verkaufen. Und hierbei gab es natürlich das Risiko, dass sich die Märkte nicht wie erwartet entwickeln. War es also falsch, dass die Wien Energie das gemacht hat? Nein. Es war richtig, die bestehende Markt-Volatilität auszunutzen, um hier zusätzliche Erträge zu generieren. Es wurde dabei auch auf eine Risiko-Minimierung geachtet und allem Anschein nach erfolgreich gearbeitet. Und mit der jüngsten Liquiditätsproblematik hatte das Ganze nichts zu tun. Es zeigt jedoch, dass das Spekulationsverbot nicht immer so strikt gehandhabt wurde.