Nationalrat: Misstrauensantrag gegen Karner fand keine Mehrheit

PK 'BILANZ DER FREMDEN- UND KRIMINALPOLIZEILICHEN SCHWERPUNKTAKTIONEN SEIT MAI 2022'
PK 'BILANZ DER FREMDEN- UND KRIMINALPOLIZEILICHEN SCHWERPUNKTAKTIONEN SEIT MAI 2022'APA/GEORG HOCHMUTH
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Die FPÖ wollte Karner wegen einer "eklatanten Missachtung des parlamentarischen Interpellationsrechts" das Vertrauen entziehen. Die SPÖ schloss sich wegen der "parteipolitisch motivierten Personalpolitik“ im Innenministerium an. Die anderen Parteien stimmten dagegen.

Keine Mehrheit gefunden hat am Donnerstag im Nationalrat der Antrag der FPÖ, Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) das Misstrauen auszusprechen. Als Begründung haben die Freiheitlichen eine Anfragebeantwortung des Innenministeriums vorgebracht. Die SPÖ stimmte ebenfalls für den Antrag, begründete dies aber mit der Personalpolitik im ÖVP-geführten Innenressort.

Die FPÖ wollte Karner wegen einer "eklatanten Missachtung des parlamentarischen Interpellationsrechts" das Vertrauen entziehen. Anlass war die Beantwortung einer - 1.750 Einzelfragen umfassenden - Anfrage, aus der die von der FPÖ abgefragten Zahlen zur Kriminalitätsstatistik für das erste Halbjahr 2022 nicht hervorgehen. Das sei "ein Witz und eine Verhöhung" des Parlaments, meinte Abg. Hannes Amesbauer.

Seitens der SPÖ teilte Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner die Kritik, Anfragebeanwortungen des Innenministers hätten "unterstes Niveau". Den Entzug des Vertrauens verdient hat sich Karner aus seiner Sicht aber wegen der "parteipolitisch motivierten Personalpolitik", die im Innenministerium - von Spitzenpositionen bis zur "kleinsten Polizeiinspektion" - praktiziert werde.

Unzufriedenheit mit einer Anfragebeantwortung rechtfertigte keinen Misstrauensantrag, verwies ÖVP-Mandatar Christian Stocker auf die in diesem Fall geübte parlamentarische Praxis der Kurzdebatte. Aus seiner Sicht geht es der FPÖ nur darum, den Rekord an Misstrauensanträgen, den ihr früherer Innenminister und jetziger Parteichef Herbert Kickl hält, zu egalisieren.

Ein Bekenntnis zur Koalition kam vom grünen Abgeordneten Georg Bürstmayr: Der aktuelle Minister Karner stehe zwar für eine Haltung, die sich in vielem von der der Grünen unterscheidee. Aber die Regierung sei sich einig, dass es keine Pushbacks von Flüchtlingen an der Grenze geben dürfe, also "Menschen nicht über Grenzen geprügelt werden als wären sie ein Stück Vieh". Die FPÖ forderte - im Rahmen eines Maßnahmenpakets - hingegen genau diese Pushbacks, auch in einem Entschließungsantrag, den alle anderen Parteien ablehnten.

"Divers", "Inter", "Offen" und "Keine Angabe"

Diesen Gegensatz gab es auch beim Meldegesetz: Mit den Stimmen von ÖVP, Grüne, SPÖ und Neos wurde eine Novelle beschlossen, mit der am Meldezettel die neuen Kategorien "divers", "inter", "offen" und "keine Angabe" eingeführt werden. Damit können auch Personen berücksichtigt werden, die sich nicht als Mann oder Frau definieren. Zudem können dann im Zentralen Melderegister auch "sonstige Namen" - über den Vor- und Familiennamen hinaus - erfasst werden, z.B. in anderen Ländern mögliche Zusätze wie Vater- oder ein Zwischenname. Die FPÖ lehnten diese (nach einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes nötige) Änderung ab.

Zugestimmt hat die FPÖ allerdings, wie alle anderen Fraktionen auch, einer Entschließung, mit der die Justizministerin und der Innenminister aufgefordert werden, einen Runden Tisch zu Maßnahmen gegen Gewalt an LGBTIQ-Personen zu initiieren.

(APA)

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