Runder Geburtstag

Rap-Ikone Eminem wird 50

Eminem bei der Super-Bowl-Halbzeitshow im Februar 2022.
Eminem bei der Super-Bowl-Halbzeitshow im Februar 2022.(c) Getty Images (Kevin C. Cox)
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Die Zeit verfliegt, auch für Legenden. Marshall Bruce Mathers vulgo Eminem wird kommende Woche 50 Jahr alt.

Zwei Worte seines Superhits „Lose Yourself“ (2002) reichen ganz offensichtlich aus, um ein Restaurant erfolgreich zu führen. Zumindest bilden sich seit vergangenem Jahr vor „Mom's Spaghetti“ in Downtown Detroit immer wieder lange Schlangen. Und das trotz des nicht allzu appetitlichen Songtextes: „His palms are sweaty, knees weak, arms are heavy //There's vomit on his sweater already, mom's spaghetti“, rappte der damals 30-Jährige, was in etwa heißt, er habe Mamas Spaghetti auf seinen Pullover gekotzt. Das ist zwanzig Jahre her. Am Montag wird Eminem, auch bekannt als Slim Shady, 50. Zum Staunen einiger.

Denn zum einen verkörpert die Zeit der Jahrtausendwende mit, die sich noch immer rätselhaft nah anfühlt, zum anderen scheint Eminem optisch schlichtweg nicht zu altern. Einzig der Bart scheint gewachsen zu sein, die Haare sind dunkler. Wer hingegen äußerlich altert, und damit wiederum Eminem-Fans ins Staunen versetzt, ist seine Tochter Hailie. Als Sechsjährige hat sie damals bei dem Song ihres Vaters „My Dad’s Gone Crazy“ mitgewirkt, heißt, ein paar Zeilen eingesprochen und ins Mikrofon gekichert. Immer wieder sah man sie außerdem auf Eminems Arm. Vor sieben Jahren dann ging ein Meme viral, das ein aktuelles Foto der damals 19-jährigen Hailie zeigte, darüber stand: „Das ist Eminems Tochter Hailie. Fühlst du dich jetzt alt?“ 

Die Antwort obliegt jedem selbst. Der Titel, „Lose Yourself“, der auf den Monat genau vor zwanzig Jahren erschien, wurde jedenfalls einer von Eminems einflussreichstem Songs. Darin geht es um den einen Moment, der alles verändern kann, wenn man es nur will. Der Musiker selbst nutzte seine Chance augenscheinlich. Er wurde zu einem der legendärsten - und kontroversesten - Rapper seiner Generation. Etwa war er der Erste unter den erfolgreichen Rappern, der seine psychischen Verletzungen, insbesondere das grauenhafte Verhältnis zu seiner Mutter, zum Thema machte.

Leiden und Rekorde

Geboren wurde Marshall Bruce Mathers III., so sein bürgerlicher Name, 1972 in St. Joseph im US-Bundesstaat Missouri. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von Armut, Gewalt und Missbrauch (damit ist er das fleischgewordene Gegenteil eines Nepo-Babys). Die Familie zog in die Problemstadt Detroit in Michigan, wo Mathers mit nur 14 Jahren sein Talent bei Auftritten in Clubs zeigte und sich einen Namen in der Rapszene machte. Die Schule interessierte ihn indessen nicht, er wiederholte mehrere Klassen und schmiss schließlich ganz hin.

Eminems erstes Album „Infinite“ führte 1996 nicht zum erhofften Durchbruch, doch als er ein Jahr später bei der „Rap-Olympiade“ in Los Angeles den zweiten Platz errang, wurde Dr. Dre, einer der bedeutendsten Hip-Hop-Produzenten, auf ihn aufmerksam. Dre nahm Mathers auf, das Album „Slim Shady LP“ mit dem Hit „My Name is“ wurde 1999 mit Eminems Talent und Dr. Dre's Geltung in der Szene zu einem der Alben, die im Nachhinein Megaseller genannt werden. Dazu hagelte es Grammys und MTV Video Music Awards.

Eminem hier mit Rapper 50 Cent und Dr. Dre, 2004.
Eminem hier mit Rapper 50 Cent und Dr. Dre, 2004.(c) Getty Images (Frank Micelotta)

Ein Jahr später folgte mit der „Marshall Mathers LP“ das bis dahin am schnellsten verkaufte Rapalbum der amerikanischen Geschichte - inklusive kontroversen Songs wie „The Real Slim Shady“ und „Stan“, bei dem es mitunter um Mord und Suizid geht. Diese Jahre - inklusive Eminems Schauspieldebüt in dem halbautobiografischen Film „8 Mile“ - sollten der Höhepunkt seiner Karriere werden. Er galt als weißes Wunderkind in der afroamerikanisch dominierten Szene, der das Genre brach.

Kritisiert und gefeiert

Der Künstler lebte seine Fantasien von Dominanz und Gewalt in seinen Texten aus, im zuletzt erschienen Album rappt er gar aus der Perspektive eines Amokläufers.  Im Laufe seine Karriere musste er sich demnach immer wieder Vorwürfen stellen, nicht zuletzt auch wegen schwulen- und frauenfeindlicher Texte. Anschuldigungen, denen der Musiker unter anderem bei den Grammys 2001 bei einem Duett mit Sänger Elton John entgegenzutreten versuchte. An anderer Stelle sorgte Eminem hingegen für Aufsehen mit einer Geste für Menschenrechte, etwa am Ende der Super-Bowl-Halbzeitshow. Unter anderem mit Dr. Dre und Snoop Dogg ging er auf die Knie - offensichtlich als Unterstützung für den früheren US-Football-Profi Colin Kaepernick. Der hatte diese Geste 2016 als Zeichen des Protests gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit initiiert und wurde vor allem von der amerikanischen Rechten scharf angegriffen.

Elton John und Eminem bei den Grammys 2001.
Elton John und Eminem bei den Grammys 2001.(c) Getty Images (Kevin Winter)

Welchem Narrativ sich man auch anschließen vermag, eine derartige Bilderbuch-Aufstiegsgeschichte wie jene von Eminem gibt es tatsächlich nur selten. Marshall Mathers verlieh sie Authentizität, sein Stil und Talent sollen sogar den jungen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama inspiriert haben, vor den alles entscheidenden TV-Debatten gegen seinen Kontrahenten John McCain. So schreibt Obama in seiner Autobiografie „Ein verheißenes Land“, dass er „Lose Yourself“ vor jedem Auftritt gehört habe - eben jenes Lied, in dem es darum geht, die eine große Chance im Leben zu nutzen.

(APA/evdin)

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