Landesverteidigung

Bundesheer investiert 16 Mrd. Euro

ANFAHRT VON KETTENFAHRZEUGEN ZUR LEISTUNGSSCHAU DES BUNDESHEERES AM NATIONALFEIERTAG
ANFAHRT VON KETTENFAHRZEUGEN ZUR LEISTUNGSSCHAU DES BUNDESHEERES AM NATIONALFEIERTAGAPA/GEORG HOCHMUTH
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Praktisch in allen Bereichen soll aufgerüstet werden. Die Eurofighter bleiben noch bis Ende der 2030er Jahre, zusätzlich werden neue Flugzeuge angeschafft.

Nach Jahren extremen Sparens bekommt das Bundesheer jetzt wieder ein deutliches Budgetwachstum zugestanden. Zwar nicht die versprochenen ein oder eineinhalb Prozent des BIP, aber in den kommenden Jahren wird dem Heer deutlich mehr Geld als bisher zur Verfügung stehen. Erste Planungen, was mit den zusätzlichen Mitteln gemacht werden soll, liegen bereits vor.

Grundlage ist, wie von der „Presse“ berichtet, das neue Streitkräfteprofil, das eine Ausrichtung des Heeres auf die Abwehr „hybrider Gefahren“, also beispielsweise Terror- oder Cyberangriffe vorsieht. Der bisherige Schwerpunkt, die konventionelle Landesverteidigung, wird nur noch eingeschränkt möglich sein.

Was heißt das nun für das Investitionsprogramm für die kommenden zehn Jahre? Insgesamt, so die Planungen des Bundesheers, die Donnerstag Abend in einem Hintergrundgespräch präsentiert wurden, stehen 16,6 Milliarden Euro für Investitionen zur Verfügung. Damit sollen in allen Bereichen Neuanschaffungen möglich sein, von Luftabwehr über Abfangjäger, Transportflugzeuge, bis zu Drohnen, Hubschraubern und Kampfpanzern.

100 Radpanzer Pandur

Ein großer Brocken ist dabei die Mobilität, für die sechs der 16 Mrd. Euro vorgesehen sind. Da geht es in erster Linie um gepanzerte Fahrzeuge: Die Anschaffung von 100 Radpanzern Pandur ist bereits im Laufen, eine weitere Bestellung in der gleichen Größenordnung könnte noch folgen. Ebenfalls eine dreistellige Anzahl von Fahrzeugen als Ersatz für die Pinzgauer wird es für die Infanterie geben. Sie sollen eine schnelle Verlegung der Truppe ermöglichen.

Große Investitionen wird es für die Luftstreitkräfte geben. Hatte sich das Verteidigungsressort nach dem Auslaufen der Saab 105 noch auf eine Ein-Flotten-Strategie festgelegt, also eine Luftraumverteidigung nur mit den Eurofightern, so ist jetzt angesichts neuer finanzieller Rahmenbedingungen auch wieder ein Nachkauf von Trainingsjets in Diskussion. Diese könnten die Eurofighter auch bei der Luftraumüberwachung unterstützen und so einen 24-Stunden-Betrieb ermöglichen.

Die Eurofighter selbst will das Heer noch länger behalten. Diese werden nicht nur, wie oft vermutet, bis 2030 in Betrieb sein, sondern bis zum Ende der 2030er Jahre. Vorerst werden die Flieger aufgerüstet und nachttauglich gemacht. Im Gespräch ist auch der Ankauf von drei zweisitzigen Eurofightern aus dem Bestand der deutschen Luftwaffe für Ausbildungszwecke – offiziell bestätigt wird das aber nicht. Für die taktische Luftmobilität sind weitere S-70 „Black Hawk“ und Leonardo AW-169 Hubschrauber sowie ein Ersatz für die Transportflugzeuge Hercules C130 vorgesehen.

Helme und Schutzwesten

Ein zweiter Investitionsschwerpunkt neben der Mobilität betrifft die Schutzausrüstung der Soldaten. Alle Einsatzkräfte sollen mit moderner Ausrüstung ausgestattet werden. Dazu gehören Schutzwesten, Helme, Nachtsichtgeräte und modernisierte nachgerüstete Sturmgewehre. 55.000 Soldaten gibt es beim Heer inklusive der Miliz, die moderne Ausrüstung sollen all jene bekommen, die in Einsätze gehen. Derzeit ist diese Ausrüstung nur lückenhaft vorhanden, insgesamt gibt es beispielsweise nur 4000 Nachtsichtgeräte.

Und wie wirkt sich der eingeschränkte Fokus auf die konventionelle Landesverteidigung aus? Anders als andere Nationen, die als Lehre aus dem Ukraine-Krieg ihre Panzertruppen wieder verstärken, wird das Bundesheer diesen Weg nicht gehen und denkt nicht an die Anschaffung neuer Kampfpanzer. Wohl aber sollen die 56 vorhandenen Leopard-Panzer modernisiert werden. Der Fachbegriff lautet da „Bereinigung von Obsoleszenzen“: Wenn der Hersteller keine Ersatzteile mehr liefert, müssen diese selbst hergestellt oder beschafft werden. Auch die 112 Schützenpanzer Ulan werden modernisiert. Der Kauf neuer Schützenpanzer ist nicht ganz ausgeschlossen, diese wären aber erst 2029 vorhanden und daher sei es wichtig, dass man die vorhandenen auf Vordermann bringe, so die Planer.

Zwei Mrd. Euro für Luftabwehr

Geplant ist auch die Anschaffung eines neuen Systems zur bodengebundene Luftabwehr mit einer Reichweite von rund 40 Kilometer. Allein dieses System soll zwei Milliarden Euro kosten und wäre damit teurer als einst die Eurofighter. Ebenfalls auf der Liste ist Drohnenabwehr und die Modernisierung der Fliegerabwehr. Im Bereich „Einsatzmittel abgestufte Wirkung“ sind der Kauf von Munition und Waffen mit weitreichender Wirkung vorgesehen, bei Aufklärungssystemen sind Investitionen in den Domänen Luft, Land, Cyber und Informationsraum geplant.

Im Bereich Autarkie und Nachhaltigkeit sind Beschaffungen und Modernisierungen in Infrastruktur, Logistik, Sanitätswesen, Cyber-Abwehr, Bevorratung und elektronische Kampfführung vorgesehen.

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