Modebranche

New Yorker „Fashion Workers Act“ soll Models vor Ausbeutung schützen

Traumberuf Model: Doch in der Modebranche läuft so einiges falsch.
Traumberuf Model: Doch in der Modebranche läuft so einiges falsch.(c) 2022 Getty Images
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Eine New Yorker Gesetzesvorlage soll bald auch Models Arbeitnehmerrechte gewähren. Finanzielle Abhängigkeit von Agenturen, und Strukturen, die zu Missbrauch führen, sollen so unterbunden werden.

Ein New Yorker Gesetzesentwurf, bekannt als „Fashion Act“, könnte schon bald große Modekonzerne in ihre Schranken weisen: Der historische Entwurf sieht vor, dass große Modehäuser Lieferketten dokumentieren und ihre Sorgfaltspflicht gegenüber Mensch und Umwelt wahrnehmen. „Die Presse“ berichtete.

Eine weitere Gesetzesvorlage, der „Fashion Workers Act“, wird nun im Jänner 2023 in den beiden New Yorker Parlamentskammern, dem Senat und der New York State Assembly, behandelt. Der Entwurf zielt darauf ab, Missbrauch und Ausbeutung innerhalb der Modebranche zu verhindern. Neben Models sind auch andere Berufsgruppen gemeint, etwa Hair- und Make-up-Artists, Stylistinnen und andere Kreativberufe, denen bisher rechtlich kein Arbeitnehmerschutz zustand.

Finanzielle Ausbeutung

Der vom New Yorker Senator Brad Hoylman vorgebrachte Vorschlag, soll vor allem Modelagenturen daran hindern, ihre Models erst Monate später oder im schlechtesten Fall gar nicht zu bezahlen. Weiters wären die Agenturen dann verpflichtet, den Models, die sie vertreten, Einblick in Verträge und den Gebühren, die ihnen in Rechnung gestellt werden, zu geben. Der gängigen Praxis, Models in schlechten und überfüllten Unterkünften, sogenannten „Model Appartements“, unterzubringen und dafür hohe Mieten zu verlangen, würde ein Riegel vorgeschoben. „Die traurige Wahrheit ist, dass es extrem teuer ist, in die Modebranche einzusteigen und die finanzielle Intransparenz vieler Agenturen führt oft dazu, dass Einsteiger sich verschulden“, erklärte etwa das Model Karen Elson von der „Model Alliance“ bei einer Präsentation des Gesetzesentwurfs im März dieses Jahres.

Zukünftig sollen Agenturen eine Kommission von maximal 20 Prozent einheben dürfen, teure Einschreibgebühren bei der Agentur wären verboten. Weniger finanzielle Abhängigkeit von den Agenturen würde auch die Gelegenheiten zu physischem, psychischen oder sexuellem Missbrauch in der Branche verringern, so das Argument.

#MeToo auch in der Modewelt

Die vermehrte Aufmerksamkeit, die die Arbeitsbedingungen von Models, aber auch innerhalb der Modebranche allgemein erfahren haben, lässt vermuten, dass sich die zuletzt totgesagte MeToo-Bewegung mittlerweile vom Unterhaltungssektor und Hollywoods rotem Teppich auch in andere Branchen verlegt hat. Einige jener ehemaligen Models, die sich öffentlich für das Gesetz starkmachen, wie etwa Ambra Battilana Gutierrez oder Kaja Sokola, finden sich auch auf der Liste jener Frauen, die Harvey Weinstein des sexuellen Missbrauchs beschuldigen.

Erst im August letzten Jahres sorgte eine Klage des Modells Carré Otis, die sich ebenfalls für den „Fashion Workers Act“ einsetzt, für Aufsehen: Sie gab an, dass ihr früherer Manager, Gérald Marie, sie mehrmals in seinem Zuhause in Paris vergewaltigt haben soll. Sie selbst sei damals erst 17 Jahre alt gewesen.

Auch heute noch werden junge Models, oft aus dem Ausland, die auf ihre Agentur auch für gültige Arbeitsvisa angewiesen sind, knapp bei Kasse gehalten und ausgebeutet. Die Gründerin der Berufsvertretung „Model Alliance“, Sara Ziff, erzählte gegenüber der britischen Zeitung „The Guardian“, dass es teilweise üblich sei, die Models zu Treffen mit Männern zu schicken, die ihnen als lukrative Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen, verkauft würden. „Es ist kein Zufall, dass Männer wie Harvey Weinstein, Jeffrey Epstein, Bill Cosby oder Peter Nygaard oft Models über Agenturen zu sich bestellten.“ 

(chrima)

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