Flughafenmanagement

Den Flugbetrieb im Griff behalten

Im Trubel eines Flughafens für reibungslose Abläufe zu sorgen ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
Im Trubel eines Flughafens für reibungslose Abläufe zu sorgen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Getty Images
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Die Abläufe auf einem Flughafen sind komplex. Sie zu steuern erfordert fachspezifisches Know-how. Daher bringen sich oft die Betreiber selbst in die Ausbildungen ein.

Die Turbulenzen der vergangenen Zeit auf den Flughäfen haben vielen Menschen vor Augen geführt, wie sensibel Abläufe in der Luftfahrt sein können und wie wichtig es für die Betreiber ist, gute Manager bei der Hand zu haben: eine Chance, im ersten oder auch zweiten Bildungsweg in diese Branche einzusteigen oder sich weiterzubilden.

Die FH Joanneum etwa bietet ein Masterstudium Luftverkehrsmanagement an, das sich in erster Linie an bereits in der Luftfahrtbranche Tätige wendet, die eine Höherqualifizierung auf akademischem Niveau anstreben. Die Lehrgänge finden jeweils Freitag und Samstag statt. „Das Studium belegen in erster Linie Mitarbeiter von Airlines, Flugsicherungsunternehmen oder der Flugzeugindustrie, vereinzelt auch Privatpersonen mit technischer Ausbildung, die jedoch sechs Jahre Berufspraxis vorweisen müssen“, berichtet Holger Friehmelt, Head of Institute/Institute of Aviation der FH Joanneum. Die Module des Lehrgangs decken circa zwei Drittel Engineering und ein Drittel Betriebswirtschaft ab und werden in Unterrichtsgruppen mit maximal 16 bis 20 Studenten abgehalten. Dem Institut ist es laut Friehmelt sehr wichtig, das Studium aktuell zu gestalten. So scheinen reale Fallstudien, die die Logistikproblematik während und nach der Covid-Epidemie betreffen, im Lehrplan auf. „Weiters auch aktuelle wissenschaftliche und rechtliche Erkenntnisse rund um Elektroflugzeuge, Drohnen oder Wasserflugzeuge“, so Friehmelt. Sonst deckt der Lehrgang die wichtigsten Bereiche der Luftfahrt ab: vom Luftfahrtrecht über Flughäfen, den Airline- oder Wartungsbetrieb bis hin zur Flugsicherung. Ergänzt wird der Lehrstoff durch betriebswirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Module, damit die Studierenden auch auf ein eventuelles Unternehmertum vorbereitet sind. Für Neueinsteiger bieten einige Airlines und Flughäfen Kooperationen mit Technischen Hochschulen und praxisorientierte Ausbildung, auch mit dem Hintergrund, die Absolventen an das Unternehmen zu binden.

Studieren als Angestellter

Im Rahmen des Ausbildungsprogramms Aircelerate bietet Austrian Airlines einen siebensemestrigen Bachelor in Aviation-Management der University of Applied Sciences Worms (Deutschland) an. Die praktische Ausbildung erfolgt in der vorlesungsfreien Zeit in Wien. Während der gesamten Programmzeit sind die Studenten beim Unternehmen angestellt und werden für die aktiven Praxisphasen entlohnt. Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen die Semestergebühren und programmrelevanten Reise- und Schulungskosten. Das 2018 ins Leben gerufene Traineeprogramm hebt sich laut Nadine Haag, Seniormanager Talentmanagement and Recruiting der Austrian Airlines, durch Coaching, Persönlichkeitsentwicklung und den Einsatz in einem sozialen Hilfsprojekt im Ausland von anderen ab. Es beinhaltet unter anderem interne Jobrotation, Schulungen, Exkursionen und persönlichen Feedbackgespräche. In der gesamten Ausbildungszeit steht dem Studierenden ein Mentor zur Seite.

Lehre mit Studium verbunden

Einen etwas anderen Weg geht man auf dem neuen Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt. Das duale Ausbildungsprogramm des Flughafens ermöglicht Maturanten innerhalb von fünf Jahren eine Ausbildung zur/zum Luftverkehrskauffrau/-mann und einen akademischen Abschluss als Bachelor of Engineering in Luftfahrttechnik/-management. „In den vergangenen Jahren haben wir die Ausbildung grundlegend reformiert und unserem Fachkräftebedarf angepasst: Wir wollten gezielt Fachkräfte in höheren Stellenprofilen – wie Verkehrsleiter vom Dienst oder Einsatzleiter im Airport-Control-Center – durch Ausbildung eigener Azubis gewinnen. Deshalb haben wir den sehr praktisch ausgerichteten Beruf der Luftverkehrskaufleute mit einem Studium verbunden“, erklärt Sabine Deckwerth, Sprecherin des Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt. Das Programm ist eine Kombination aus Lehre und Studium an der Technischen Hochschule Wildau. Im Gegensatz zu einer normalen Lehre beginnt bereits im zweiten Jahr eine wechselseitige Phase zwischen Hochschule und Unternehmen. Nach dem Abschluss der Berufsausbildung steigt man in das Studium an der TH Wildau ein. Der Vorteil: Sollte man das Studium nicht schaffen, kann man dennoch eine profunde Berufsausbildung vorweisen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2022)

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