Pizzicato

Peng-peng-Diplomatie

Als Richard Nixon vor 50 Jahren nach Peking reiste, stand die Pingpong-Diplomatie in Hochblüte. Hinterher besang die Oper „Nixon in China“ die Ouvertüre zwischen West und Ost in hymnischen Tönen.

Nicht, dass sich der US-Präsident und Henry Kissinger, sein Partner, im Altherrendoppel mit ihren Gegnern Mao Zedong und Zhou Enlai duelliert hätten. Die Gastgeber hätten sie wohl von der Platte gefegt, galten sie doch als Großmeister des Pingpongs – als Yin und Yang der chinesischen KP.

Tischtennis steht als Showakt für Staatschefs nach wie vor hoch im Kurs, wenn es darum geht, Sportlichkeit und Volksnähe zu demonstrieren. Kassym-Schomart Tokajew, der kasachische Präsident, und Recep Tayyip Erdoğan übten sich jüngst unter erschwerten Bedingungen – unter Lustern, auf spiegelglattem Terrain und mit Krawatten – im Palast von Astana im Hin und Her. Wobei der Sultan von Ankara – offenbar in Kopie einstiger chinesischer Champions – mit unorthodoxem Stil und Schlägerhaltung auffiel.

Es war eine Aufwärmübung für ihren Schlagabtausch mit Wladimir Putin, der längst eine Peng-peng-Diplomatie forciert. Auch Xi Jinping, Maos Erbe, hat die hohe chinesische Verteidigungskunst gegen ein Stakkato von brachialen Schmetterbällen ausgetauscht. Ein Feuerwerk gegen Taiwan hat er stets in petto. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2022)

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