Der Ex-Präsident dürfte sich Vorladung entziehen.
Wien/Washington. Donald Trump im Kreuzverhör quasi auf der Anklagebank im Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zu den Hintergründen des Sturms auf das Kapitol: Dies wäre der ultimativen Show gleichgekommen, zumal kurz vor den Kongresswahlen. Dass sich Trump der Aussage entziehen würde, musste Liz Cheney und ihren acht Parlamentskollegen im Gremium klar gewesen sein. Der Ex-Präsident hatte stets über eine „Hexenjagd“ geklagt. Die Geldstrafe von bis zu 100.000 Dollar wegen „Missachtung“ des Parlaments dürfte er leicht in Kauf nehmen.
Dennoch hat die republikanische Abgeordnete den Antrag für eine Vorladung Trumps eingebracht. Es dürften nicht nur die „Fußsoldaten“ zur Rechenschaft gezogen werden. Die Tochter des Ex-Vizepräsidenten Dick Cheney ist im Lauf der Anhörungen zur schärfsten Anklägerin der populistischen Galionsfigur avanciert. Immer vehementer prangerte sie Trump als Gefahr für die US-Demokratie an. Längst hat dies die Züge einer gegenseitigen Vendetta angenommen: Trump beendete durch Unterstützung einer Gegenkandidatin bei den internen Vorwahlen in Wyoming vorerst Cheneys politische Karriere.
Wissen des Secret Service
Die zähe Arbeit des Untersuchungsausschusses, zum Teil effektiv durch öffentliche Hearings präsentiert, brachte schockierende Details und eine Fülle von Indizien ans Licht, die Trump schwer belasten. Jüngst kam heraus, dass der Secret Service zehn Tage zuvor von der Bewaffnung der Trump-Anhänger bei der Kundgebung am 6. Jänner 2021 wusste und eine Warnung aussprach, was indes nicht zu einer Absage führte. Für eine Mehrheit der Amerikaner ist Trumps Mitverantwortung für den Aufruhr bewiesen. Seine Fans bestreiten dies umso entschiedener. (vier)