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Robert Habeck: Der Vizekanzler der Schmerzen

Von Grünen-Co-Chef Robert Habeck ist einiges an linksideologischem Lack abgeblättert.
Von Grünen-Co-Chef Robert Habeck ist einiges an linksideologischem Lack abgeblättert.AFP/INA FASSBENDER
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In Deutschland war er die politische Überfigur der ersten Kriegsmonate. Nun kämpft Robert Habeck mit der Anti-Atom-Folklore seiner eigenen Partei – und mit seinem ewigen Widersacher.

In schwarzem Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, stellt sich Robert Habeck vor jene, denen er ein Stück weit seine Karriere verdankt. Fünf Minuten schafft er, bis ihm die Stimme wegbricht. „Nie habe ich mich so zu Hause gefühlt wie in dieser Phase“, sagt der deutsche Vizekanzler. „Nie war ich so stolz auf diese Partei.“

Habeck schluckt die aufwallenden Tränen herunter, seine Unterlippe zittert. Vor ihm erheben sie sich aus ihren Sitzen, tosender Applaus dringt durch die Halle in Bonn, in der die Grünen am Freitag ihren Parteitag abhielten. Es ist, als wäre nichts passiert. Als wäre der Mann, der da oben auf der Bühne um seine Fassung zu ringen scheint, nie von seinem imaginären Thron als Kanzler der Herzen gestoßen worden. Als wäre er noch immer der beliebteste Politiker im mächtigen Deutschland.

Robert Habeck steckt in einer Krise. Aus der deutschen Überfigur der ersten Monate nach dem Kriegsbeginn ist ein Politiker geworden, dem sich der Druck ansehen lässt, der auf ihm lastet – ein Vizekanzler der Schmerzen. Noch im Frühjahr beeindruckte der 53-jährige Wirtschaftsminister mit seinem zielstrebigen Pragmatismus: Da wurden russische Gasimporte im Rekordtempo reduziert, Speicheranlagen in staatliche Treuhand genommen, Flüssiggas-Terminals in einer Eile genehmigt, die im bürokratischen Deutschland lang für unmöglich gehalten wurde. Habeck sprang über grüne Schatten und flog zu den Scheichs nach Katar, um sie um Flüssiggas zu bitten. In den Umfragen stieg er zum beliebtesten Politiker des Landes auf.

Im Sommer schlichen sich die Fehler ein: Die von Habeck monatelang als alternativlos präsentierte Gas-Umlage geriet zum politischen Fiasko – und landete im Mistkübel. Die Gas-Deals mit Katar blieben vage. Nun hat ihn die Anti-Atom-Folklore seiner Partei in eine Blockade getrieben. Allseits beliebt ist Habeck nicht mehr.

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