Arbeitsmarkt

"Leistung muss sich lohnen": IV fordert Entlastung für Arbeitswillige

APA/HERBERT P. OCZERET
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Die Industriellenvereinigung hat dazu ein 10-Punkte-Paket vorgelegt. So sollen etwa Pensionisten in der Regelpension nur mehr den halben Steuersatz zahlen, für Arbeitnehmer sollen die ersten 20 Überstunden steuerfrei sein und für den Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit soll es eine einmalige steuerfreie Prämie geben.

Die Industriellenvereinigung (IV) wünscht sich steuerliche Entlastungen für Menschen, die mehr arbeiten wollen. So sollen nach Vorstellung der IV Pensionisten in der Regelpension nur mehr den halben Steuersatz zahlen, für Arbeitnehmer sollen die ersten 20 Überstunden steuerfrei sein und für den Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit soll es eine einmalige steuerfreie Prämie geben, sagten IV-Präsident Georg Knill und IV-Oberösterreich-Präsident Stefan Pierer am Montag in Wien.

Die IV hat dazu ein 10-Punkte-Paket vorgelegt. Es läuft unter dem Titel "Leistung muss sich (wieder) lohnen" und enthält auch den Vorschlag, dass die Freibeträge für Nacht- und Wochenendarbeit sowie für Gefahren- und sonstige Erschwerniszulagen verdoppelt werden. Die Ausbildung von Lehrlingen soll vom Staat zu 15 Prozent gefördert, der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland erleichtert werden. Auch sollen Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen höheren steuerbegünstigten Zuschuss zur Kinderbetreuung und zur Überlassung von Werkswohnungen gewähren können. Spendenbegünstigungen sollen auf den Bildungsbereich erweitert werden - und das ganze soll von einer breiten Diskussion über den Wert von Leistung begleitet werden.

Fachkräftemangel in fast allen Branchen

"Wir können in den meisten Regionen des Landes von Vollbeschäftigung sprechen", so Knill am Montag vor Journalisten. Die Industrie - wie fast alle anderen Wirtschaftsbereiche auch - suche nicht nur Fachkräfte "händeringend". Daher müssten einerseits die 50.000 bis 60.000 Menschen, die derzeit jährlich in Pension gehen, motiviert werden, weiter zu arbeiten und auch mehr Menschen aus Teilzeit in die Vollzeit wechseln. Allerdings gehe es ausschließlich um freiwillige Maßnahmen, betonen Knill und Pierer.

Wer derzeit von 30 auf 40 Wochenstunden aufstockt und dafür brutto 1000 Euro mehr bekommt, bekomme davon nur 480 Euro netto. Das sei zu wenig, um Menschen zur Mehrarbeit zu motivieren, so Knill. Er erlebe es "vielfach", dass diese Besteuerung Menschen vom Umstieg auf Vollzeitarbeit abhalte. Es gebe "zu viele alternative Möglichkeiten", Geld zu verdienen.

Pierer verwies darauf, dass die steuerfreie Auszahlung von bis zu 600 Euro für Überstundenzuschlage zu "legaler Mehrarbeit" führen würde. Davon verspreche sich die Industrie sehr viel. "Ich weiß, wo sonst gearbeitet wird", so der KTM-Chef. Die Probleme im Land werden aus seiner Sicht nur durch mehr Arbeit gelöst. Auch die Sorge, dass alte Menschen den Jungen die Arbeit wegnehmen, wenn sie länger arbeiten, teilt Pierer nicht: "Es wäre schön", wenn es so wäre, sagte er, aber die Jungen würden lieber von Work-Life-Balance sprechen. In Wahrheit fehlten in Österreich 250.000 Arbeitskräfte. "Bitte kommen Sie", ruft Pierer die jungen Menschen auf, aus der Teil- in die Vollzeit zu wechseln.

Zu viel Gestaltungsspielraum für konkrete Summen

Was das Paket in Summe an Steuern kosten wird, wollten sich Knill und Pierer nicht festlegen, dazu gebe es in geplanten Gesprächen mit Finanz- und Wirtschaftsminister noch zu viel Gestaltungsspielraum. Ziel sei es aber, dass den arbeitenden Menschen zwei Milliarden Euro netto mehr Gehalt bleiben. Das Paket soll aber das Wirtschaftswachstum um 0,41 Prozentpunkte erhöhen. Und wenn Pensionisten weiter arbeiten, würde sich das über die geleistete Mehrarbeit selbst tragen.

Zu den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen wollten sich Knill und Pierer nicht näher äußern, Knill plädierte "für Verantwortung, nicht Muskelkraft". Klare Absagen gab es aber von den Industriellen für die zusätzliche Besteuerung von Gewinnen von Energiefirmen. Unter so eine Abschöpfungsabgabe würden wohl nur ein bis drei Unternehmen in Österreich fallen, schätzt Knill. Wenn man noch berücksichtige, dass diese in alternative Energieträger investieren und meist ohnehin zumindest teilweise dem Staat gehören, würde unter dem Strich kein nennenswerter Betrag übrig bleiben. Das sei "ein schönes Wort, das als Überschrift gut klingt". Pierer formulierte es direkter: "Ich halte die Übergewinnsteuer für einen Schwachsinn."

(APA)

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