Vollmond-Marathon: Wie sich die Politiker wach halten

NATIONALRAT: STRACHE
NATIONALRAT: STRACHE(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Müslikekse, Sauna, Joggen: Parlamentarier verraten nach dem langen Budget-Auftakt, mit welchen Tricks sie den Schlafentzug wegstecken und die Marathonsitzungen durchhalten.

Um 4.17 Uhr früh endete der erste Akt des Budget-Finales. Keine fünf Stunden nach der 18-stündigen Marathonsitzung in der Vollmondnacht wurde die Budgetdebatte im Hohen Haus fortgesetzt. Am Rande verrieten Abgeordnete, wie sie den Schlafentzug wegstecken und die langen Nächte durchhalten. Eines vorweg: Mit Kaffee-Konsum alleine ist es nicht getan.

"Viel wichtiger ist die Ernährung", sagt SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter. Er selbst hielt sich mit Müslikeksen über Wasser. Dieter Brosz von den Grünen war mit der Abwicklung der von seiner Partei beantragen namentlichen Abstimmungen beschäftigt und hatte damit "keine Zeit", müde zu sein. Auf körperliche Fitness setzen Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Peter Westenthaler (BZÖ).

Westenthaler setzt auf Joggen

Westenthaler hatte am zweiten Plenar-Tag eine schlaflose Nacht hinter sich. Er sei nach der Montag-Sitzung, die erst gegen halb fünf Uhr früh geendet hatte, gar nicht mehr schlafen gegangen, sagte er. Denn um halb sechssei bereits seine Frau aufgestanden. "Ich bin dann laufen gegangen, habe geduscht und fühle mich jetzt nicht müde", so Westenthaler. Allerdings hatte sich der BZÖ-Mandatar am Wochenende gut auf die Anstrengung vorbereitet: "Viel Sport, Laufen, Sauna und Schlafen" lautete sein Rezept.

Von der Dauer der Sitzung unbeeindruckt zeigte sich Herbert Scheibner (BZÖ). In den Neunziger Jahren  habe es so etwas ständig gegeben. Man sei oft zwischen den Sitzungen nur kurz heim gefahren, habe geduscht, sich umgezogen und gleich weitergemacht. Mit einer Geschäftsordnungsreform wurden aber solche Exzesse eingebremst. Die Zeit zwischen 2 und 5 Uhr sei aber nicht gerade ideal, um inhaltsvoll zu diskutieren, schränkte Scheibner ein. Sein Klubkollege Stefan Markowitz schaffte es nur für eineinhalb Stunden ins Bett, fühlte sich aber tags darauf "witzigerweise ganz gut".

Ebenfalls nicht müde zeigte sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der auf drei Stunden Schlaf gekommen war. Er sei derartige Belastungen durch die Wahlkämpfe gewöhnt, sagte er, außerdem lebe er "sehr sportlich". Er kenne solche langen Sitzungen auch schon aus seiner Zeit aus dem Wiener Landtag. Freilich sollte derartiges kein Dauerzustand sein, da das der Gesundheit nicht zuträglich sei. Zwei oder drei Tage seien aber in Ordnung. Im Gegensatz zum Scheibner scheint Strache vom Inhalt der nächtlichen Debatte angetan gewesen zu sein. Er fand es Schade, dass durch derartige Aktionen die inhaltliche Diskussion in der Nacht "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" stattgefunden habe, meinte der FP-Klubobmann.

Keine Probleme mit nur zwei Stunden Schlaf hat auch der Grüne Peter Pilz. Möglicherweise hat ihn die Empörung über die Bestellung von Harald Wögerbauer, politischer Direktor des ÖVP-Parlamentsklubs, an den Europäischen Rechnungshof fit gehalten. Pilz ist schon um 8 Uhr im Hauptausschuss gesessen und hat dort seinen Unmut freien Lauf gelassen.

"Das gehört zum Geschäft"

Immerhin auf vier bis fünf Stunden Schlaf hat es Werner Amon (VP) gebracht - für den ÖVP-Mandatar nicht besonders belastend: Es sei ja nicht die einzige Situation, wo man als Abgeordneter länger unterwegs sei. "Das gehört zum Geschäft", so der VP-Bildungssprecher.

Das große Kaffeegeschäft hat die Parlamentscafetaria nicht gemacht. Da die Abgeordneten am Fließband über mehr als Hundert Oppositionsanträge abstimmen mussten, hatten sie wenig Zeit für die Kantine, wurde dort auf Anfrage berichtet.

(APA)

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