Die Ich-Pleite

Ein Klimabonus für Weihnachtsgeschenke

Carolina Frank
  • Drucken

Sicher hat die Regierung den Klimabonus sowieso nicht als Beitrag zur Jahresabrechnung verstanden, sondern wollte das Volk nur ein bisschen für weitere Maßnahmen erwärmen.

Mir hat die Regierung den Klimabonus noch nicht überwiesen, aber ich denke schon darüber nach, was ich damit mache. Die Jahresabrechnung meines Energielieferanten bekomme ich immer im Jänner. Bisher musste ich kaum nachzahlen. Das wird dieses Mal anders sein. Trotzdem ist es noch so lang hin, dass man in der Zwischenzeit auf Ideen kommen könnte. Zum Beispiel seinen Klima­bonus für Weihnachtsgeschenke zu verwenden.

Damit könnte man auch das Klima verbessern. Zum Beispiel das Klima zur Schwägerin, die einem ­letztes Jahr einen selbst gestrickten Pullover geschenkt hat, während das Vice-versa-Weihnachtsgeschenk unglücklicherweise im Zug von einem Hund gefressen worden ist. Ich könnte ihr dieses Mal ebenfalls einen Pullover schenken. Pullover kann man in diesem Winter ja gar nicht genug haben. Ich sitze schon seit Mitte September mit zwei, drei Pullovern übereinander in meinem Home-Office. Und wenn es kälter wird, brauche ich wahrscheinlich noch mehr.

Sicher hat die Regierung den Klimabonus sowieso nicht als Beitrag zur Jahresabrechnung verstanden, sondern wollte das Volk nur ein bisschen für weitere Maßnahmen erwärmen. Um 500 Euro kann ich jedenfalls viele Pullover kaufen. Es müssen ja keine Kaschmirpullover sein. Ich könnte das Geld auch für Maler ausgeben. Ich habe gelesen, dass orange, rote oder rostrote Wände einen Raum um bis zu drei Grad erwärmen. Gefühlt. Mit dem neuen roten Pullover gewinne ich vielleicht weitere drei Grad. Es gibt auch andere rote Dinge. Ich denke da an Rotwein. Um 500 Euro könnte ich mir ein paar Kisten gehaltvollen Rotwein kaufen. Damit spare ich mir wahrscheinlich die Heizkosten für sämtliche Winterabende. Und wenn es Biowein ist, verbessere ich sogar das Weltklima.

("Die Presse Schaufenster" vom 14.10.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.