Wiener Ansichten

Neuer Markt: Wo die wahren Werte im Untergrund liegen

wf
  • Drucken

Wer braucht schon Autos, um einen Platz vollzuramschen? Nachrichten aus Wiens Innenstadt.

Was denn von der Umgestaltung des Neuen Markts zu halten sei, werde ich dieser Tage oft gefragt, und regelmäßig ist derlei Erkundigung die Erwartung einer abfälligen Antwort angeschlossen, die es meinerseits zu bestätigen gilt, will ich von meinem Visavis ernst genommen sein. Nun vermag ich einerseits keinen Genuss darin zu finden, Erwartungen zu enttäuschen, will mich freilich andererseits wenigstens nicht ohne Gegenwehr fremdem Meinungsdruck ergeben.

wf

Und schließlich, wem klänge nicht noch immer der euphorische Chor der seligen Politikgeister im Ohr, der bei der Präsentation der Umgestaltung Anfang September zu vernehmen war? Ein Bürgermeister, der ein „beispielgebendes Projekt“ vor sich sah, eine Planungsstadträtin, die Bäume und Staudenbeete sorgsam nachgezählt und für grün genug befunden hatte, Wiens Wirtschaftskämmerer, der den anliegenden Geschäften goldene Zeiten annoncierte: Niemand kann so herzlos sein, so viel Glück vorsätzlich zu trüben.
So will ich mich diesmal, schon um obigem Dilemma zu entgehen, strikt jeden Kommentars enthalten. Wozu auch eigens darauf verweisen, was jeder sehen kann: dass da einer der wichtigsten Plätze der Stadt, vormals vollgeramscht mit Automobilen, nunmehr mit Gestaltungselementen vollgeramscht ist, als gelte es, sein Herzstück, den Donner-Brunnen, zum Nebenbei zu degradieren? Wozu sich lang mit den monströsest gefassten Baumscheiben der Welt aufhalten, granitenen Festungen gleich, als sei, was sie bergen, vor Hunnen- und Awarensturm zu schützen? All das spricht für sich selbst.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.