Der bekannte China-Experte Kerry Brown erklärt, warum die KP ihre Macht personalisiert und wann das für die Partei ein Problem werden könnte. Und warum China sein System nicht exportieren will.
Die Presse: Noch nie seit Mao Zedong hatte ein KP-Führer in China so viel Macht wie Xi Jinping. Was ist der Zweck der Personalisierung der KP-Herrschaft?
Kerry Brown: Xi Jinping ist ein loyaler Diener der Kommunistischen Partei. Die derzeitige Entwicklung hat also weniger mit seinen persönlichen Ambitionen zu tun als mit den Zielen der Partei. Ihrer Meinung nach ist eine starke Zentralisierung der Macht die effizienteste Art, China heute zu regieren. Die Allmacht der KP soll sich in einer einzigen Person widerspiegeln. Symbolik spielt dabei eine zentrale Rolle: Xi verkörpert alte, konfuzianische Traditionen, ist „Vater der Nation“. Und er ist eine imperiale Figur. Wie die Kaiser der Vergangenheit hat er eine grandiose, abstrakte Macht, ist erhaben und unerreichbar. Durch Xi zeigt die Partei, dass sie so mächtig wie nie zuvor ist. Tatsächlich kann sie heute – dank neuer Technologien – das Volk ständig kontrollieren und überwachen.