Haile Gebrselassie – ein Weltstar beehrt Wien

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Marathon-Sensation: Leichtathletik-Superstar Haile Gebrselassie sagte überraschend für den Wiener Halbmarathon 2011 zu. Organisator Wolfgang Konrad reibt sich die Hände: "Eine Legende wird unser Aushängeschild."

Wien. Wolfgang Konrad, der Organisator des Vienna City Marathons, traute seinen Augen nicht. Er musste das SMS von Leichtathletikmanager Jos Hermens dreimal lesen, ehe er brüllend durch sein Büro lief und die Weihnachtsüberraschung bekannt gab: Superstar Haile Gebrselassie wird 2011 beim 28. Wien-Marathon starten. Der 37-jährige Weltrekordhalter aus Äthiopien wird am 17. April die Halbdistanz unter die Beine nehmen. Für Wien ist es ein Weihnachtsgeschenk, für Gebrselassie ein Geburtstagspräsent. Denn am 18. April wird er 38 Jahre alt.

Eingefädelt hat die Sensation der Deutsche Mark Milde. Er ist seit Jahren für Konrad als Rennleiter tätig und zieht mit seiner Familie auch beim Berlin-Marathon die Fäden. Dort lief Gebrselassie 2008 den Weltrekord von 2:03:59 Stunden. Der Äthiopier, der seine Karriere im November nach einem schwachen Auftritt in New York schon an den Nagel hängen wollte und seine Entscheidung später wieder revidierte, sagte aber erst nach intensiven Gesprächen in Chicago und New York zu.

„Nicht gratis, aber finanzierbar“

Wolfgang Konrad ist begeistert, irgendwie aber auch fassungslos. Ein Weltstar in Wien? Jahrelang wurde der ehemalige Läufer mit einer möglichen Verpflichtung der Ikone gehänselt. Selbst hatte er es ja auch immer als „illusorisch“ und „vollkommen gaga“ bezeichnet. Nicht nur ob des Stellenwerts seines Rennens im internationalen Vergleich, sondern des Geldes wegen. Haile Gebrselassie soll Startgelder in der Höhe von mindestens 250.000 Euro „gewöhnt“ sein, wird in der Leichtathletik-Szene kolportiert. Darum lief er zuletzt auch nur bei Großevents in Berlin, London, New York oder Dubai, wo Gönner und Sponsoren tief in die Tasche greifen.

Eine Viertelmillion, das hätte Konrads Budget gesprengt. Der Äthiopier aber soll es für die Stadt Wien weitaus billiger geben. „Gratis läuft er natürlich nicht, aber es ist finanzierbar“, sagt Konrad. „Wir haben ihn von unserem Konzept und unserem Event überzeugt. Das Frühjahr 2011 passt zudem perfekt in seinen Terminkalender. Wir werden seinen Auftritt inszenieren. Das ist ja als würde Tiger Woods in Wien Golf spielen.“

Für Gebrselassie, der sich derzeit auf das 42,195 Kilometer lange Rennen in Tokio vorbereitet, soll ein „Verfolgungsrennen“ vorbereitet werden. Damit er dem Starterfeld nicht auf und davon läuft, soll der Star die vor ihm gestarteten Läufer einholen. Der Plan ist fertig, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, beteuert Konrad. Bleibt nur abzuwarten, ob Gebrselassie fit ist, Wort hält und wirklich nach Wien kommt. Konrad aber wischt etwaige Bedenken weg. „Er ist eine Legende und 2011 sicher unser Aushängeschild.“

Der Äthiopier, der in seiner Karriere 27 Weltrekorde aufstellen konnte, soll es getrost locker angehen, sagt Konrad. Seine Zeit spiele überhaupt keine Rolle, Hauptsache er läuft in Wien. Informiert hat sich Konrad trotzdem: der Weltrekord über 21,0975 Kilometer steht derzeit bei 58:23 Minuten, gehalten von Zersenay Tadese aus Eritrea. Sicher ist sicher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2010)

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