Luxuswarenhaus

KaDeWe in Wien wird nach Hedy Lamarr benannt

Das Wiener KaDeWe in der Mariahilfer Straße wird Lamarr heißen (Visualisierung).
Das Wiener KaDeWe in der Mariahilfer Straße wird Lamarr heißen (Visualisierung).APA/K18
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2024 wird in der Mariahilfer Straße ein Kaufhaus der KaDeWe-Gruppe eröffnet. Namensgeberin ist Hollywood-Diva Hedy Lamarr. Im ganzen Haus wird an die in Wien geborene, 2000 verstorbene Künstlerin erinnert werden.

Das künftige Luxuswarenhaus der KaDeWe Group in der Mariahilfer Straße wird den Namen „Lamarr“ tragen. Damit erweist man der aus Wien stammenden Hollywood-Diva Hedy Lamarr die Ehre. Lamarr wird im gesamten Haus an verschiedenen Stellen gewürdigt, etwa in einem Museumscafé.

Für die Präsentation wird Danielle Spera, bis vor kurzem Direktorin des Jüdischen Museums Wien, als Kuratorin geholt. Sie stellt auch die Verbindung zum Lamarr-Nachlass dar, um den lange ein Tauziehen herrschte, das nun zu einem hollywoodwürdigen Happy End findet. So hatte das Jüdische Museum noch unter Direktorin Spera im Vorjahr den Ankauf der Memorabilia aus dem Besitz des Lamarr-Sohnes Anthony Loder für 50.000 US-Dollar fixiert und die Gründung eines Hedy-Lamarr-Museums angekündigt. Nachdem die stadteigene Wien Holding aber binnen Jahresfrist nicht der vertraglichen Verpflichtung zur Realisierung des Museums nachgekommen war, wurde der Kauf von Loder rückabgewickelt.

Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer von René Benkos für das Projekt verantwortlichen Signa Holding, sicherte sich die Namensrechte bei Hedy Lamarrs Kindern an der US-Westküste.

Ein Museum würde Hunderte Menschen pro Tag anziehen, während Hedy künftig täglich Tausenden ins Bewusstsein komme, so Stadlhuber. Und: „Man kommt an Hedy Lamarr nicht mehr vorbei.“ Über diese Lösung freut sich auch der 75-jährige Anthony Loder: „Meine Mutter war Österreicherin von der Geburt bis zum Tod. Sie musste nach Amerika gehen, aber sie sehnte sich nach Wien.“

Ein Leben voller Glamour

Die Ehrung als Namensgeberin eines Luxuskaufhauses sei durchaus passend für eine Frau wie Hedy, deren Leben von Glamour, Mode und Eleganz bestimmt war, meint auch Spera. Schon von weitem soll ein Schriftzug an der Fassade des von Rem Kolhaas' Architektenbüro OMA gestalteten Baus grüßen. Zentrales Element der Lamarr-Würdigung wird das geplante Museumscafé im fünften Stock des Warenhauses sein. Hier wolle man an die Wiener Kaffeehaustradition anschließen, so Ellen van Loon, Partnerin im Rotterdamer OMA. „Eigentlich läuft Shopping überall auf der Welt gleich ab“, macht die Niederländerin deutlich: „Deshalb ist die Verankerung in der Wiener Kultur so wichtig.“

So orientiert man sich bei der Materialwahl an der Loos-Bar, setzt also auf dunkles Holz und Grüntöne. In diesem Ambiente sollen Gäste die Möglichkeit haben, in den Publikationen der einst als „schönste Frau der Welt“ vermarkteten Schauspielerin blättern zu können.

Hedy findet sich aber auch abseits des Cafés im gesamten Haus in der Mariahilfer Straße 12-18. In Schaufenstern sollen demnach ihre Augen in einer digitalen Projektion die Passanten grüßen. Drehbare Paneele in den Passagen werden die Namensgeberin des Department Stores zeigen, und hinter dem Spiegel des Aufzugs erscheint die Lamarr Gästen bisweilen als Projektion. „Heutzutage muss man erst einmal Neugier schaffen“, umreißt van Loon das Konzept. Zu diesem gehören auch Zitate der Leinwandgöttin an der Wand wie „Gebt Euer Geld aus. Die meisten Menschen sparen ihr ganzes Leben und überlassen es dann jemand anderem. Geld sollte genossen werden.“

Schauspielerin und Erfinderin

Der rund tausend Quadratmeter große Dachpark über dem Hotel, der als öffentlich zugängliche Gartenanlage der Stadt firmiert, wird den Namen Hedy-Lamarr-Park tragen. Aktuell ist das Areal der einstigen Leiner-Zentrale in Wien noch eine Großbaustelle. Doch ab Herbst 2024 soll das neue Lamarr Kunden auf acht Stockwerken begrüßen.

Damit kommt die 1914 in Wien geborene und 2000 in Florida verstorbene Künstlerin zu Ehren. Geboren wurde Lamarr als Hedwig Eva Maria Kiesler, als Tochter einer jüdischen Großbürgerfamilie. Der Vater war Bankdirektor, die Mutter Pianistin.

Ende der 20er-Jahre wurde sie von Max Reinhardt für die Schauspielerei entdeckt. Nach einer Ausbildung am Theater in Berlin kehrte sie nach Wien zurück, wo sie Anfang der 30er-Jahre als Scriptgirl beim Film zu arbeiten begann. An der Seite von Hans Moser und Heinz Rühmann spielte sie 1931 ihre erste größere Rolle in dem Streifen "Man braucht kein Geld".

Der Durchbruch gelang ihr, als sie 1933, knapp 18-jährig, für internationales Aufsehen sorgte, sie spielte in der tschechisch-österreichischen Koproduktion "Ekstase" unter der Regie von Gustav Machaty die erste kurze Nacktszene der Mainstreamfilmgeschichte. Die Ehe mit dem Generaldirektor der Hirtenberger Patronenfabrik, Fritz Mandl, unterbrach diese junge Karriere zwar vorerst, doch 1937 verließ sie den Ehemann, das repräsentative Heim am Wiener Schwarzenbergplatz und Österreich.

Paraderolle in Samson und Delilah

Hedy ging nach London und wurde von MGM-Boss Louis B. Mayer nach Hollywood geholt. Dort wurde sie alsbald als "schönste Frau der Welt" vermarktet und drehte rund 30 Filme mit Stars wie Clark Gable, Judy Garland, Spencer Tracy oder James Stewart. Allesamt Werke, in denen primär auf die Optik der Aktrice gesetzt wurde. Heute noch am bekanntesten ist ihre Verkörperung der weiblichen Titelrolle in Cecil B. DeMilles Bibelverfilmung "Samson und Delilah" aus 1949. Der von ihr kreierte Typus der dunkelhaarig-rätselhaften Schönheit hatte dabei Einfluss auf die Film-und Populärkultur und sorgte nicht zuletzt dafür, dass Pop-Art-Ikone Andy Warhol sie zum Bildmotiv auserkor.

Sie war aber auch in einem ganz anderen Metier aktiv: Gemeinsam mit dem US-Komponisten George Antheil entwickelte sie 1942 eine neuartige Fernsteuerung für Torpedos, bei der das Steuerungssignal über mehrere Frequenzen verteilt wurde und so vor Störungen durch den Feind gesichert war. Dieses Frequenzsprungverfahren stellt heute nicht nur die Grundlage des militärischen Satellitenabwehrsystems der USA dar, sondern ist auch für Mobiltelefone und die Bluetoothtechnologie von grundlegender Bedeutung. Lamarr, die es verabsäumt hatte, das Patent zu verlängern, sah von diesem Boom allerdings keinen Cent. Und auch die von ihr erdachte Trockenbrause, die Soldaten das Colatrinken auch abseits der Heimat ermöglichen sollte, wurde kein Hit.

Ende der 1950er zog sich Lamarr, die 1960 ihren Stern am Hollywood Walk of Fame erhielt, aus dem Filmgeschäft zurück. Zu diesem Zeitpunkt war sie, die drei Kinder aus sechs Ehen hatte, schon US-Staatsbürgerin. 1965 wurde sie erstmals wegen Ladendiebstahls verhaftet, ein Delikt, mit dem sie in den 1990ern nochmals auffällig wurde. Bestattet wurde Lamarr in einem Ehrengrab der Stadt Wien am Wiener Zentralfriedhof.

(APA)

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