Kulturerbe

„Wir Alten müssen von den Jungen lernen!“

(c) Mirjam Reither
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Die Schauspielerin und Intendantin Maria Happel siegte in der Kategorie Kulturerbe – und verströmte Zuversicht, dass die Theater die Krise überdauern würden.

Na, das ist schon eine große Sache für ein Mädchen aus dem Spessart!“, freute sich Maria Happel, nachdem sie die Auszeichnung zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Kulturerbe entgegengenommen hatte. Dass die Schauspielerin genau genommen eine Zugereiste ist – die Wien freilich schon vor über 30 Jahren zu ihrer Wahl- und Herzensheimat erklärt hat –, könnte man glatt vergessen. Zählt sie doch zu den aktivsten Kräften des österreichischen Kulturlebens: Am Burgtheater, an dem sie (mit kurzer Unterbrechung) seit 1991 Ensemblemitglied ist, ist sie ein Publikumsliebling, aus Film und Fernsehen ist sie nicht wegzudenken, seit 2020 leitet sie das Max-Reinhardt-Seminar, im vergangenen Sommer bestritt sie ihre erste Saison als Intendantin der Festspiele Reichenau, daneben führt sie Regie: An Maria Happel kommen Kulturfreunde nicht vorbei.

„Es gab schon immer das Happel-Stadion in dieser Stadt, das mir hier zu Beginn sehr zugutekam“, scherzte sie in ihrer Dankesrede, in der sie von ihrem Start in Wien erzählte: Mit einem Koffer war sie aus Deutschland hier angekommen und „sicher, dass ich nicht lang bleiben würde“. Nach einigem Umhersiedeln lernte sie ihren Mann, Dirk Nocker (ebenfalls Burg-Schauspieler), kennen, verliebte sich in ihn und die Stadt. Die beiden haben zwei Töchter; eine von ihnen, Paula, geboren 1997, gab im Vorjahr – nach ersten kleineren Rollen bei Sommertheatern und in TV-Produktionen – ihr Debüt an der Josefstadt und wurde prompt mit einem Nestroy-Preis als bester Nachwuchs ausgezeichnet. Auch sie feierte bei der Austria-Gala mit ihrer Mutter.

»Wenn wir unsere Erfahrung weitergeben und den Jungen zuhören, dann kann ich mit den Worten Max Reinhardts schließen: „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters.“«

Maria Happel, Schauspielerin und Intendantin

Heizung in Theater runterdrehen?

„Ich hatte meine private Familie hier und meine Theaterfamilie, zu der natürlich auch das Publikum gehört“, erzählte diese bei ihrer Rede weiter. „Wir führen seit Jahren eine sehr glückliche Beziehung.“ Zuletzt sei es aber nicht unbedingt leicht gewesen, spielte sie auf die Krisen an, die den Bühnen zu schaffen machen: Die Pandemie hat Spuren hinterlassen und wirkt sich immer noch auf den Spielbetrieb aus, Teuerung und Energiekrise belasten die Theater zusätzlich, viele kämpfen mit Publikumsverlust. Zu ihrem Beruf gehöre es, so Happel, „dass wir die Menschen berühren und die Herzen erwärmen“ – was nicht einfach sei, wenn „mehr Masken im Zuschauerraum sind als auf der Bühne“, wenn Abstandsregeln gelten und „man uns bittet, die Heizung runterzudrehen“... Zuversicht strömte Happel dennoch aus. Was ihr Anlass zur Hoffnung gibt? „Die Verbindung zwischen Jung und Alt“ – ein Austausch, den sie als Schauspiellehrerin pflegt, und der, wie sie empfiehlt, auch den Bühnen gut tun würde: „Wie es schon in der ,Orestie‘ heißt: ,Wir Alten müssen von den Jungen lernen‘“, sagte Happel und beendete ihre Rede mit einem positiven Ausblick: „Wenn diese Wechselwirkung funktioniert, wenn wir unsere Erfahrung weitergeben und den Jungen zuhören, die mit der Situation schon viel klüger und visionärer umgehen können, dann kann ich, glaube ich, mit den Worten Max Reinhardts schließen: ,Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters.‘“

Sie glaube auch, erklärte sie später während der Gala, dass die Theater eine Rolle beim Klimaschutz spielen sollten – einem Thema, das den Abend angesichts vieler Preisträger aus den anderen Kategorien dominierte. „Das fängt mit Nachhaltigkeit an, dass man darüber nachdenkt, welches Bühnenbild man noch einmal verwerten kann, welche Kostüme ich aus dem Fundus hole.“ Und haben mahnende Inhalte und Klimaschutzappelle auch auf den Bühnen, in den Stücken, etwas verloren? „Wir sind ja immer ein Spiegel der Gesellschaft. Es muss in einem gesunden Maß passieren. Weil die Wirklichkeit so schrecklich ist, brauchen wir auch den anderen Entwurf, die Utopie. Und da kann man natürlich viel verpacken. Das Vordergründige ist nicht so interessant wie das, was man kreativ, in einer kunstvollen Art und Weise den Zuschauern nahebringen kann.“ Und sie fügte hinzu: Theater dürfe auch Eskapismus sein.

Der Abend endete für sie nicht mit der Gala, danach würde sie Text lernen: Am Donnerstag stand ein Fernsehdreh an, „Soko Donau“ für den ORF, „da muss ich in die Gerichtsmedizin“. Zuvor verriet sie noch, in welchen Momenten sich die frisch gekürte Österreicherin des Jahres besonders österreichisch gefühlt hatte: „Als ich im Urlaub auf Kreta war und einer meiner Landsleute morgens sein Handtuch an die Liege geknotet hat und gesagt hat: ,Wir sind Weltmeister!‘ Da war ich sehr froh, dass ich da nicht dazugehöre.“

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