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Ausstellung

Jüdische Identitäten

Cary Leibowitz und Rhonda Lieberman Chanel Hanukkah Kunststoff und Textilie USA, 1991 Sammlung Patricia A. Bell Courtesy of Rhonda Lieberman, photo by The Jewish Museum, NY
Cary Leibowitz und Rhonda Lieberman Chanel Hanukkah Kunststoff und Textilie USA, 1991 Sammlung Patricia A. Bell Courtesy of Rhonda Lieberman, photo by The Jewish Museum, NY(c) Rhonda Lieberman/Cary Leibowitz
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Eine neue Ausstellung hinterfragt ab November Missverständnisse über und unter Juden.

Jüdinnen und Juden werden bis heute von vielen Menschen als „fremd“, „anders“ oder, positiv umgedeutet, als „besonders“ empfunden. Der Begriff „Jude“ beziehungsweise „Jüdin“ ist auch noch fast 75 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes für viele mit Scham belegt. Konstruktionen wie „jüdische Mitbürger:innen“ oder „jüdische Menschen“ zeigen zwar den guten Willen, Diskriminierung und Othe­ring zu vermeiden, führen jedoch genau dazu: Jüdinnen und Juden sind noch immer nicht Teil eines „Wir“, das kein Adjektiv benötigt, um näher bestimmt zu werden. Infolgedessen ist das Bild der Mehrheitsgesellschaft von Jüdinnen und Juden in weiten Teilen von Missverständnissen geprägt. Ob die Überhöhung des „jüdischen Familiensinns“, des „jüdischen Lernens“, einer klischeehaften Vorstellung „jüdischen Lebens“ oder die Traurigkeit, die allem, was „jüdisch“ ist, anhaftet: All dies basiert auf Missverständnissen, die sich in weiterer Folge in Vorurteilen und stereotypen Bildern ausdrücken.

Baseballschläger des „Bear Jew“ aus dem Film Inglourious Basterds Regie: Quentin Tarantino USA/Deutschland, 2009 Originalrequisit (JMW, Inv. Nr. 19196)
Baseballschläger des „Bear Jew“ aus dem Film Inglourious Basterds Regie: Quentin Tarantino USA/Deutschland, 2009 Originalrequisit (JMW, Inv. Nr. 19196) (c) Lukas Pichelmann

Erzählung von Missverständnissen

Wie aktuell diese sind, zeigt sich zuletzt nicht nur in antisemitischen Ausbrüchen im Zuge der Corona-Pandemie, sondern auch immer wieder in erinnerungskulturellen Debatten. Corona-Leugner:innen eignen sich ein jüdisches Opfernarrativ an, während erinnerungskulturell Bewegte alles, was tatsächlich oder auch nur angeblich „jüdisch“ ist, romantisch idealisieren. Mit der Realität jüdischen Lebens oder mit einer Vielfalt des Judentums hat dieser Blick wenig zu tun, vielmehr ist er ein Klischee, ein Missverständnis.

Fortgesetzt wird dieses, wenn es darum geht, wie Jüdinnen und Juden zu begegnen ist, wie „richtig“ der Shoa gedacht werden muss und wer welche Lehren aus dem Holocaust gezogen haben muss. Ein weitgehend unreflektiertes Bild jüdischer Lebensrealität innerhalb der nicht jüdischen Bevölkerung hat zur Folge, dass Jüdinnen und Juden als Projektionsfläche politischer oder moralischer Begehrlichkeiten herhalten müssen. So bestimmen oft die anderen, was jüdisch ist, ebenso wie das, was Jüdinnen und Juden zu denken und zu fühlen haben.

Pure Holy Land Air, Product of Luftgescheft Kirjat Gad Blech (JMW, Inv. Nr. 8829)
Pure Holy Land Air, Product of Luftgescheft Kirjat Gad Blech (JMW, Inv. Nr. 8829)(c) beigestellt

Kritischer Blick auf Vorurteile

Die Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“ sucht nach den Hintergründen, wirft einen kritischen Blick auf die eigene Museumsarbeit, hinterfragt und parodiert die Missverständnisse oder begegnet ihnen mit einem ­augenzwinkernden Lachen. Dabei geht es der Ausstellung nicht darum, Vorurteile gegen Jüdinnen und Juden aufzulösen, sondern nach dem, was dahinter liegt, zu fragen und diesem auf unterschiedlichen Ebenen – von historisch bis künstlerisch – zu begegnen.

Information

Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“

30. 11. 2022–4. 6. 2023
Jüdisches Museum Wien,
Dorotheergasse 11, 1010 Wien
So–Fr 10–18 Uhr

www.jmw.at


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