Wien-Favoriten

Hohe Kriminalität: Keplerplatz wird Schutzzone

Damit sich der Drogenhandel auf dem Keplerplatz nicht weiter verfestigt, wird der Platz zur Schutzzone. Falls diese Maßnahme nicht ausreichend wirkt, wird eine Videoüberwachung eingeführt.

Wien. Bürgermeister Michael Ludwig trat am Freitag mit Polizeipräsident Gerhard Pürstl vor die Medien, um eine neue Maßnahme im Kampf gegen den Drogenhandel in Wien-Favoriten zu präsentieren. Mit dem heutigen Samstag wird der Keplerplatz zur sogenannten Schutzzone, verkündeten beide. Das bedeutet, dass verdächtige Personen von der Polizei aus der Zone verwiesen werden können. Dafür müssen die Beamten keinen besonderen Grund angeben. Auch kann die Polizei über verdächtige Personen ein Betretungsverbot für die Schutzzone verhängen.

„Wir sind stolz, dass Wien eine der sichersten Metropolen weltweit ist“, erklärte Ludwig. „Es darf in Wien keine Plätze geben, auf denen sich die Wiener unwohl fühlen.“ Deshalb habe man eine Schutzzone auf dem Keplerplatz eingerichtet.

Zuletzt hatte es dort Schwerpunktaktionen der Polizei gegeben, so Pürstl. Die Bilanz: 60 Festnahmen, 20 Kilogramm beschlagnahmtes Suchtgift, eine algerische Tätergruppe sei zerschlagen worden, berichtete Pürstl. Aber andere Drogenhändler hätten sofort deren Platz eingenommen. Deshalb sei es Zeit, auf verstärkte Maßnahmen zu setzen: „Es geht darum, Kinder und Jugendliche zu schützen.“ Deshalb gilt die Schutzzone 150 Meter rund um die Volksschule und den Kindergarten am Keplerplatz.

Vorbild für den Keplerplatz ist die Schutzzone, die vor fast zehn Jahren auf dem Karlsplatz eingerichtet wurde, um die ausufernde Drogenszene unter Kontrolle zu bringen. „Beim Resselpark war das erfolgreich“, erklärte Pürstl. „Beim Keplerplatz muss man zeitgerecht eingreifen, bevor sich die Szene verfestigt.“ Deshalb werde es weiterhin Streifendienste geben. Ludwig betonte die „Null-Toleranz-Politik“ der Stadt: „Ich werde derartiges aggressives Verhalten niemals tolerieren.“ Es könne nicht sein, dass sich Mädchen nicht sicher fühlen würden.

Die Errichtung der Schutzzone dürfte allerdings nur die Vorstufe für eine Videoüberwachung des Keplerplatzes sein. Falls sich die Szene als widerstandsfähiger erweisen sollte als gedacht, müsse man die Maßnahmen weiter verschärfen, kündigte Pürstl an.

Warum nicht sofort auf eine Videoüberwachung zurückgegriffen wurde wie beim nahe gelegenen Reumannplatz? Es müsse zuvor, laut Gesetz, immer das gelindeste Mittel gewählt werden, erklärte Pürstl. Das sei eben die Schutzzone, der allerdings eine Videoüberwachung folgen könnte.

Parallel dazu wird die Stadt den Drogenhandel auf dem Keplerplatz erschweren. Laut Ludwig wird es eine bessere Beleuchtung geben, Rückzugsorte für Drogenhandel (hohe Hecken etc.) werden beseitigt. Und: Im Kampf gegen den Drogenhandel soll es auf dem Keplerplatz auch kulturelle Veranstaltungen geben. (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2022)

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