Ein Windrad nach sechs Jahren Pause in Oberösterreich

Im Windpark Munderfing ging eine Anlage ans Netz. Der Ausbau der Windkraft in Oberösterreich ist mehr als zögerlich. Auch wegen des Windkraft-Masterplans.

Nach sechs Jahren Pause geht in Oberösterreich wieder ein neues Windrad in Betrieb. Am Nationalfeiertag wird die Anlage im Windpark Munderfing feierlich eröffnet. Damit steigt die Zahl der Windräder im Land auf 31 - das Potenzial wäre ein Vielfaches. Der 2017 verschärfte Windkraft-Masterplan legt die Hürden allerdings sehr hoch. Angesichts der Aktivitäten in anderen Bundesländern wird aber auch in Oberösterreich über einen möglichen Sinneswandel spekuliert.

Im Windpark Munderfing sind seit 2014 fünf Anlagen in Betrieb. Ein ursprünglich geplantes, aber wegen eines Einwands zurückgezogenes sechstes Windrad folgt nun an einem neuen Standort. Die Leistung des Windparks erhöht sich damit von 15 auf 18,45 MW. Pro Jahr werden dann 40 Millionen Kilowattstunden produziert - das entspricht dem Verbrauch von rund 12.200 Haushalten, knapp 30 Prozent des Bezirkes Braunau. Die Windpark Munderfing GmbH ist zu 75,2 Prozent im Eigentum der Gemeinde, 14,7 Prozent hält die Energie AG und 10,1 Prozent die Energiewerkstatt.

Die zuletzt 30 Windkraftanlagen in Oberösterreich sind laut Zahlen der IG Windkraft mit einer Leistung von 47,3 MW und 85 Mio. kWh Jahresstromerzeugung am Netz und liefern Strom für 25.000 Haushalte. Die IG Windkraft fordert, bis 2030 200 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.150 MW zu errichten. Das entspreche einer jährlichen Stromerzeugung von 3 TWh. Das Potenzial im Bundesland schätzt die IG auf 400 Windräder (6 TWh). Damit könnte ein gutes Drittel des 2040 zusätzlich benötigten erneuerbaren Stroms erzeugt werden.

Der Ausbau der Windkraft in Oberösterreich ist aber mehr als zögerlich. Hintergrund ist der seit 2017 geltende restriktive Windkraft-Masterplan. Unter der schwarz-blauen Landesregierung, die 2015 ins Amt gekommen war, wurden Eignungsflächen zu Ausschlusszonen und der Mindestabstand zu Gebäuden wurde von 800 auf 1.000 Meter ausgedehnt, die notwendige Leistungsdichte erhöht. Kritiker monieren, dass ein Ausbau der Windkraft - selbst das Repowering - damit nahezu unmöglich sei. Seit Inkrafttreten 2017 ging kein einziges neues Rad ans Netz, die letzten waren zwei im Windpark Sternwald 2016. Auch der Landesversorger Energie AG hält derzeit neben dem Anteil in Munderfing nur Anteile an niederösterreichischen Windparks.

Nach der Wahl 2021 wurde im Regierungsprogramm neuerlich eine Überarbeitung des Windkraftmasterplans angedacht. Diesmal ist zwar explizit die Rede von einem "Ausbau der Windkraft", allerdings mit dem erklärenden Zusatz "Leistungssteigerung durch Repowering-Investitionen in bestehende Windkraftanlagen sowie naturschutzverträgliche Erweiterung bestehender Windkraftanlagen durch neue, leistungsstarke Windräder". Man will also nur bestehende Anlagen ertüchtigen oder bestehende Windparks vergrößern. Nach einem Plan, neue Windparks zu errichten, klingt das nicht. Erst Ende September erteilten die Klubobleute von ÖVP und FPÖ Christian Dörfel und Herwig Mahr einer Richtungsänderung eine Absage, man wolle "nicht auf jedem Gipfel ein Windrad".

In manchen anderen Bundesländern ist zuletzt aber Bewegung in die Sache gekommen: So will die Steiermark die Zahl der Windräder bis 2030 von derzeit 104 auf 250 steigern. Auch in Niederösterreich (derzeit 733) will man in den kommenden Jahren nicht nur bestehende Anlagen modernisieren, sondern auch 250 neue Windräder bauen. Sogar im bisher äußerst zurückhaltenden Tirol gab es im Wahlkampf ein Bekenntnis aller Parteien zum Ausbau.

Das alles ließ in Oberösterreich zuletzt immer wieder Spekulationen aufkommen, dass sich auch im Land ob der Enns der Wind drehen könnte. Beim zuständigen Energielandesrat Markus Achleitner (ÖVP) klingt das aber deutlich zurückhaltender: "Ausgehend vom aktuellen Regierungsübereinkommen (das nur von Repowering und dem Ausbau bestehender Anlagen spricht, Anm.) läuft derzeit eine Prüfung von Projekten durch die Fachabteilungen des Amtes der OÖ Landesregierung, wie eine Umsetzung von Windkraft-Projekten nach den verschiedensten Kriterien wie Naturschutz, Landschaftsbild, Raumordnung, Forst, Wasser, Luftfahrt oder Lärmschutz möglich ist."

Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) kritisierte am Samstag in einer Aussendung die "Windenergie-Aversion" von Schwarz-Blau: "Oberösterreich braucht einen echten Windmasterplan. Es braucht einen Standortplan für 100 neue Windräder." Das in Oberösterreich insgesamt nur 31 Windräder stehen, sei "ein Armutszeugnis". Das Ziel seien 100 neue Windräder bis 2030. Dazu nötig seien neben einem klaren politischen Bekenntnis auch schnellere Genehmigungsverfahren und damit eine Stärkung des Behördenapparats. Ebenso müssten die entsprechenden Strom-Netze hergestellt werden.

(APA)

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