Leitartikel

Die Krise der europäischen Konservativen

Liz Truss
Liz Truss(c) IMAGO/Parsons Media (IMAGO/Martyn Wheatley / Parsons Media)
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Christdemokratische Parteien müssen Kompetenz, Anstand und Augenmaß ausstrahlen. Als reine Marketinghüllen können sie auf Dauer nicht überleben, als Kopien der autoritären Rechten schon gar nicht.

Was ist mit den Konservativen in Europa los? In Großbritannien vollführen die Tories auf offener Bühne eine chaotische Farce, von der sich das Publikum schaudernd abwendet. Gerade einmal 44 Tage hielt sich Premierministerin Liz Truss im Amt. Mit ihren starrsinnigen Vorschlägen für Steuersenkungen, die lediglich durch Voodoo-Beschwörungen gegenfinanziert waren, hatte sie das Pfund in den Keller geschickt und die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Nach einer 180-Grad-Wende musste die Thatcher-Epigonin erst ihren Finanzminister und dann sich selbst austauschen. Ein unwürdiges Schauspiel inmitten einer schweren Energie-, Inflations- und Wirtschaftskrise.

In Frankreich und den Niederlanden sind die Konservativen in der Versenkung verschwunden, in Spanien und Deutschland zur Regeneration in der Opposition verdammt. In Italien existiert seit der Implosion der korrupten Democrazia Cristiana praktisch keine vernünftige bürgerlich-gemäßigte Volkspartei mehr. Die Forza Italia ist ein gescheiterter Opera-buffa-Marketinggag und ihr gelifteter Anführer, Silvio Berlusconi, nur noch eine peinliche Karikatur seiner selbst. Ihre kläglichen acht Prozent reichen gerade noch dazu, den postfaschistischen „Brüdern Italiens“ von Giorgia Meloni und den ebenfalls geschrumpften populistischen Lega-Rabauken von Matteo Salvini die Steigbügel für eine extrem rechte Koalition zu halten.

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