Mein Montag

Sebastian Kurz kann gar kein Tonband vorlegen

Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz.APA/HANS KLAUS TECHT
  • Drucken

Wie wir ganz selbstverständlich mit technisch längst veralteten Begriffen arbeiten.

Vor lauter Schreck mag manchem das Monokel heruntergefallen sein: Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz hat also ein Telefongespräch aufgenommen. Und nun kursiert die Berichterstattung über das geheime Kurz-Tonband in den Medien. Und wir fragen uns, wo dieses magnetische Band zur Aufzeichnung von Schallwellen wohl gestanden sein mag. Zur Standardausstattung von Smartphones gehört ein Tonbandgerät nämlich in der Regel nicht. Kein Wunder, ist das doch eine Technologie, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und von diversen anderen Speichermedien längst verdrängt wurde. Und trotzdem wird bei Mitschnitten immer noch davon gesprochen, dass man etwas auf Band hat. Apropos, auch das Mitschneiden ist ein sprachlicher Rückgriff auf die alte Technik, als man tatsächlich noch Tonbänder (oder Filme) im wörtlichen Sinne zerschnitt, um einzelne Passagen auszuwählen. Das passiert längst digital, der analoge Begriff hat sich – so wie beim Tonband – aber bis heute gehalten.

Dieser Rückgriff auf alte Worte oder Symbole passiert laufend. Ein Dokument – einst ein Begriff für eine Urkunde oder ein amtliches Schriftstück – am Rechner abzuspeichern, gelingt etwa mit dem Bild einer Diskette. Wann hatten Sie zuletzt eine 3,5-Zoll-Diskette tatsächlich in der Hand? Und will man einen Call starten, geschieht dies in der Regel mit einem Klick auf ein Telefonsymbol – meist einen Hörer, wie man ihn noch bei älteren Festnetztelefonen hat. Am Ende seines Gesprächs wird Sebastian Kurz dann wohl aufgelegt haben. Was mit einem Handy gar nicht so leicht ist, denn den Hörer auf die Telefongabel (ja, das hieß wirklich so) zu legen wurde auch längst durch den Druck auf ein – meist rotes – Telefonsymbol auf dem Bildschirm ersetzt. Übrigens, wissen Sie eigentlich noch, was man unter einem Bandsalat versteht?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.