Nordkorea

Kim Jong-uns stürmisches Rasseln mit Atomraketen

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Das Kim-Regime testet wie verrückt neue Waffen. Südkorea und Japan denken deshalb über den Erwerb eigener Kernwaffen nach.

In Europa geht die Angst um vor einem Atomkrieg, nachdem die russische Führung seit ihrem Überfall auf die Ukraine keine Gelegenheit auslässt, um mit dem Einsatz von Nuklearwaffen zu drohen. „Das ist kein Bluff“, unterstrich Machthaber Wladimir Putin seine Drohung, um verschreckte Europäer so richtig aufzuscheuchen. Tatsächlich könnte demnächst ein atomarer Sprengsatz explodieren – allerdings unterirdisch, zu Versuchszwecken und Tausende Kilometer weiter östlich der Ukraine auf dem nordkoreanischen Testgelände Punggye-ri.

Schon seit Wochen unternimmt die koreanische Volksarmee einen Raketentest nach dem anderen (27 waren es bis Mitte Oktober), lässt die Artillerie aus allen Rohren Geschosse ins Meer abfeuern, fliegen Kampfjets waghalsige Manöver im Grenzraum zu Südkorea. Bei einem der jüngsten Raketentests simulierten die Nordkoreaner gar den Einsatz taktischer Nuklearwaffen gegen Kommandozentralen, Flug- und Seehäfen im Süden, wobei mit Scheinatomsprengköpfen geübt worden sei, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA stolz mitteilte.


Nichts deutet darauf hin, dass das kommunistischen Regime in Pjöngjang an einer Entspannung auf der koreanischen Halbinsel interessiert ist – im Gegenteil: Diktator Kim Jong-un eskaliert immer weiter. Westliche Nordkorea-Beobachter rechneten deshalb mit dem nächsten Atomtest nach Abschluss des 20. Parteitags der chinesischen Kommunisten am Wochenende (um Xi Jinping und Genossen bei ihrem Kongress nicht dazwischenzufunken) und vor den US-Zwischenwahlen in den USA am 8. November (um die Amerikaner aufzuschrecken).

Im August hatte der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol versucht, mit einem Angebot die völlig erstarrten Fronten aufzuweichen: Südkorea sei bereit, dem wirtschaftlich dahinsiechenden und am Rande einer Hungersnot taumelnden Norden massive Wirtschafts- und Entwicklungshilfe zu leisten, wenn Pjöngjang dafür im Gegenzug sein Atomwaffenarsenal abbaue. Mehr hätte es nicht gebraucht: Wie eine Kampfwespe attackierte Kim Yo-jong, die Schwester des Diktators, den konservativen Staatschef Südkoreas rüde. Yoon sei „naiv“, „richtig kindisch“, seine Vorschläge seien „der Höhepunkt der Absurdität“.

Drei Wochen später verkündete Kim Jong-un am 8. September anlässlich des 74. Jahrestags der Staatsgründung vor der Obersten Volksversammlung, dass Nordkorea jeglichen Sanktionen widerstehen und seine Nuklearwaffen niemals ausgeben werde, solang Kernwaffen und der Imperialismus auf der Welt existierten. Der Status einer Atommacht wurde in der Verfassung verankert und Voraussetzungen festgeschrieben, unter denen Nordkorea präventiv Atomschläge ausführen würde.

Vor allem, wenn der Regimeführung, dem Raketenarsenal oder den militärischen Kommandostellen ein konventioneller oder auch nuklearen „Enthauptungsschlag“ drohe, will Pjöngjang diese Bedrohung mit einem atomaren Erstschlag beseitigen. Konkret: Ist Kims Leben oder der Waffen, die sein Regime abstützen, bedroht, führt das zum Atomwaffeneinsatz.

Das ist gewiss auch eine Reaktion auf Erklärungen von Präsident Yoon im Frühjahr, dass Südkorea die Anschaffung von modernen konventionellen Waffen zur frühzeitigen Ausschaltung der nordkoreanischen Führung und ihrer Raketen im drohenden Kriegsfall erheblich ausweiten wolle.

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