Die Wissenschaft feiert sich selbst, auch wenn Schatten auf sie fallen: Absolventen der New York University bei ihrer Promotion im Washington Square Park.
Geschichten des Jahres

Hat uns die Wissenschaft in eine Falle gelockt?

Wer als Laie den Erkenntnissen von Forschern misstraut, erntet Kopfschütteln, meist zurecht. Aber steht dahinter vielleicht ein Unbehagen an der sozialen Dynamik der Wissenschaften, das gute Gründe hat? Ein Versuch, tiefer zu bohren.

Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 24. Oktober 2022 erschienen.

Ludwig Wittgenstein war ein komischer Kauz, und ein kluger Kopf. Ein so kluger, dass heute jede seiner Äußerungen wie die Offenbarung eines unfehlbaren Weisen andächtig analysiert zu werden pflegt. Also müssen wir wohl auch ernst nehmen, was da in seinen „Vermischten Bemerkungen“ zu lesen ist: „Es ist nicht absurd zu glauben, dass an wissenschaftlicher Erkenntnis nichts gut oder wünschenswert ist, und dass die Menschheit, indem sie diese anstrebt, in eine Falle gerät.“

Hoppla. Das geht uns gegen den Strich. Das ist doch absurd zu glauben. Es weckt in uns unerfreuliche Bilder: von Menschen, die auf die Straße gehen, weil sie hinter Impfstoffen eine globale Verschwörung wittern, die Klimaforschung ablehnen oder die Evolutionstheorie als gottloses Unterfangen verteufeln. Dabei bleiben solche Skeptiker, wenn man sie wörtlich nimmt, an der Oberfläche: Sie stellen einen wissenschaftlichen Konsens infrage, indem sie mit eigener Evidenz dagegenhalten. Aber diese Evidenz ist oft so verzweifelt schlecht, dass wir dahinter das skurrile Symptom einer breiter verspürten Malaise vermuten: einem grundsätzlichen Unbehagen an der Wissenschaft. Kann es gute Gründe haben, vernünftig sein?

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