Markus Riedler vor dem Logo des Labels: ein Kopf für Metal, einer für Rock.
Musik

Ein Metal-Weltreich mit Sitz in Eisenerz

Vor 30 Jahren hat Markus Riedler als Teenager in der Steiermark ein Plattenlabel für Metal gegründet und wurde belächelt. Heute gehört Napalm Records zu den Großen im Independent-Genre und hat Büros in Berlin und den USA.

Hammerplatz 2 in Eisenerz. Kann es eine passendere Adresse für ein Plattenlabel geben, das sich auf Metal und Rock spezialisiert hat? Hier, in der darbenden, schrumpfenden Bergbaustadt am Erzberg, hat Markus Riedler vor 30 Jahren Napalm Records gegründet, im vollgeräumten Wohnzimmer seines Großvaters. Damals war er 16 Jahre alt und Schüler an der HAK. Heute hat Napalm Records 150 Bands unter Vertrag und unterhält Büros in Graz und Berlin, Hoboken (das Städtchen gegenüber von Manhattan am Hudson River); vor Kurzem ist die Logistik von Texas nach Colorado übersiedelt. Der Wikipedia-Eintrag des Plattenlabels lässt sich in 28 Sprachen abrufen. 80 Alben wird Napalm Records heuer veröffentlichen. Jeden Tag bekommt das Label zehn bis zwanzig Demos zugeschickt.

Der Hauptsitz ist nach wie vor in Eisenerz – obwohl es „aufgrund der Bürokratie schwierig ist, aus Österreich viele Dinge zu gestalten und zu formen“, sagt Riedler. Er ist inzwischen 47 Jahre alt und teilt sich die Geschäftsführung mit Thomas Caser. Da Riedler schon so früh selbstständig wurde, wollte er Eisenerz nicht verlassen. Hier hatte er den „elterlichen Background“, ohne finanzielle Mittel im Hintergrund. Erst importierte er Musik und Kleidung (v. a. aus Skandinavien), 1993 veröffentlichte er die erste CD – und wurde belächelt. „Wir wurden nicht so richtig ernst genommen“, erzählt er. „Das war im Endeffekt gut so, weil es den Kick gibt, Extrameilen zu machen und zu zeigen: ,Wir werden euch beweisen, dass es geht.‘“ Überhaupt hat er den Eindruck, „wenn man vom Land ist, muss man mehr leisten und mehr bringen, als wenn man aus der Stadt kommt.“ Aber lässt es sich auf dem Land nicht auch leichter groß träumen, weil man die Konkurrenz nicht vor Augen hat? „Vielleicht liegt es daran, dass die Ablenkung nicht geboten wird und man mehr Zeit hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen.“

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Friktionsfrei war es nicht immer für Riedler und Napalm Records in Eisenerz. Mehrere Male stand die Polizei vor der Tür, einmal besuchte der Diakon die Firma und zog entsetzt wieder ab. Das sei eben ein Industriegebiet, meint Riedler. „Die Bedeutung eines Musiklabels ist für die Leute hier nicht greifbar.“ Das dürfte sich geändert haben. Die Mitarbeiter aus der Region sind auch ein Grund, warum das Label in Eisenerz geblieben ist.

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