Wiener-Börse-Chef Christoph Boschan lobt die verbesserte Anlegerkultur und kritisiert die Politik: „Unter den entwickelten Industrienationen ist Österreich mit Abstand diejenige, die am weitesten unter ihren Möglichkeiten bleibt."
Die Presse: Die Österreicher und der Aktienmarkt – das war lange Zeit eine schwierige Beziehung. Nach der Coronazeit hat sich das verbessert. Nun ist die nächste Krise da. Ist das ein Problem?
Christoph Boschan: Es hat diese aktivierende Phase gegeben. Verschiedene Quellen zeigen in einigen Altersstufen eine Verdopplung der Anlegerzahlen. Die aktivierenden Faktoren waren die Nullzinszeit, die fehlende Möglichkeit, anderweitig Geld auszugeben, steigende Bewertungen und natürlich Spekulation. Jetzt muss man sehen, ob das so bleibt. Ich bin aber guten Mutes, weil wir ganz neue Anlegerschichten haben, die breit diversifizieren und langfristig orientiert sind. Die haben ihre Sparpläne eingerichtet, und was wir von den Brokern hören, setzen sie die auch fort.
Sie sind seit sechs Jahren Börse-Chef. Inwiefern hat sich die Anlegermentalität verändert?