Ex-Finanzminister Rishi Sunak setzte sich im Führungskampf der Tories durch und wird neuer Premier. Auf ihn warten gewaltige Aufgaben und eine gespaltene Partei.
Punkt 14 Uhr am Montag erfuhren die Briten, dass ihr nächster Premier Rishi Sunak heißen wird. Der flink abgehaltene Führungskampf, der erst am Donnerstag begonnen hatte, endete damit, dass der Ex-Finanzminister als einziger Kandidat die nötigen Nominierungen der Tory-Fraktion erhielt. Somit wurde er zum Parteivorsitzenden ernannt. Voraussichtlich am Dienstag wird er vom König den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten und Liz Truss in der Downing Street ablösen. Damit ist eine der chaotischsten Phasen in der jüngeren Geschichte Großbritanniens vorerst zu Ende gegangen. Sunak ist nicht nur der jüngste Premierminister seit rund zweihundert Jahren, sein Amtsantritt ist zudem eine Premiere: Er ist der erste nicht-weiße britische Regierungschef.
Nachdem sich Ex-Premier Boris Johnson am späten Sonntagabend aus dem Führungskampf zurückgezogen hatte, war ein Sieg Sunaks erwartet worden. Seine verbleibende Rivalin Penny Mordaunt erhielt nur 90 Nominierungen – zehn weniger als nötig. Demgegenüber konnte Sunak auf die Unterstützung von mehr als der Hälfte der Tory-Fraktion zählen.
Vor Sparmaßnahmen
Der 42-jährige ehemalige Finanzminister, dessen Rücktritt im Juli den Niedergang Johnsons in Gang gesetzt hatte, galt von Anfang an als Favorit. Während der kurzen Regierungszeit von Liz Truss hatte Sunak ein schlagkräftiges Argument für seine Wahl hinzugewonnen: Er konnte sich als Prophet präsentieren, der den ganzen Schlamassel der vergangenen Wochen längst vorausgesehen hatte. Im Sommer hatte Sunak die Steuersenkungspläne von Truss als unverantwortliche „Fantasie-Ökonomie“ abgekanzelt. Die Turbulenzen in den Märkten, die die Wirtschaftspolitik von Truss ausgelöst hatte, gaben ihm schnell recht.