Videobotschaft

Michael Köhlmeier ortet „Hass“ gegen Ulrich Seidls Kunst

Clemens Fabry
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Der Schriftsteller stärkt dem Regisseur in der Debatte um dessen Dremethoden den Rücken - und holt aus gegen „mäkelige Kritiker“ und „überall lauernde Jakobiner der Tugend“.

In einer polarisierenden Videobotschaft, die am Freitagabend bei der Österreich-Premiere von Ulrich Seidls „Sparta“ im Gartenbaukino gezeigt wurde, sprang der Schriftsteller Michael Köhlmeier dem gerade von Vorwürfen um seine Drehmethoden betroffenen Seidl zur Seite. Diesem wird in einer Recherche des „Spiegel“ vorgeworfen, beim Dreh rumänische Kinderdarsteller ausgenutzt zu haben. Hinter der „Empörung“ stecke, vermutet Köhlmeier, „nicht die Liebe zu und das Mitgefühl für arme Kinder“, sondern „der alte, schon lange schwelende Hass gegen seine Art von Kunst“.

Dass „tausende minderjährige Flüchtlinge“ in Europa verschwinden, sei, so Köhlmeier, den Medien kaum Aufregung wert – „aber wenn ein Kind bei Dreharbeiten weint, dann spielen Reporter den heiligen Don Bosco“. Das sei eigentlich eine „Abrechnung“ mit Seidl und seiner Filmkunst. Diese „tut weh“, so Köhlmeier. Und sei, implizierte er, den russischen Schriftsteller Jewgeni Samjatin zitierend, ein Beispiel für jene wahre Kunst, die „nicht von zuverlässigen Vollzugsbeamten gemacht wird, sondern von Wahnwitzigen, Abtrünnigen, Ketzern, Träumern, Aufständischen, Skeptikern“.

Gegen „Künstler, die den Schwanz einziehen"

Zu ersteren zählte Köhlmeier hingegen „die mäkeligen Kritiker, die immer und überall lauernden Jakobiner der Tugend“ sowie jene „Künstler, die den Schwanz einziehen, die den Shitstorm fürchten und freiwillig unterwürfig auf jede Wahnwitzigkeit, jedes Abtrünnigsein, jedes Ketzertum, auf jeden Traum verzichten“.

Belege für seine Einschätzung liefere Ulrich Seidls neuer Film „Sparta“, also das Ergebnis der umstrittenen Dreharbeiten, legte Köhlmeier nahe: „Sie werden mir recht geben, wenn Sie den Film gesehen haben.“ Dieser sei, so Köhlmeier, eine „unvergleichliche Art von Kunst, die sich in vorbehaltloser Zärtlichkeit äußert“. Am Ende der siebenminütigen, aus Hohenems geschickten Rede, die der „Presse“ vorliegt, hob Köhlmeier zwei Finger: „Ulrich Seidl, ich grüße Sie.“

((kanu))

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