Medwedew zum Ukraine-Krieg: "Die Situation ist traurig"

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Der Russe Daniil Medwedew ist einer der Stars beim Stadthallenturnier. Der Jungvater freut sich auf Wien, hofft auf ein Spiel gegen Dominic Thiem. Und der Krieg? "Ich habe einige Freunde aus der Ukraine und sie respektieren mich noch immer, weil sie wissen, wer ich bin."

Knapp zehn Tage ist es her, und die Welt von Daniil Medwedew hat sich gewaltig verändert. Der Weltranglisten-Vierte, der diese Woche zum zweiten Mal bei den Erste Bank Open in Wien antritt, wurde Vater einer Tochter namens Alissa. Der Russe, der nach wie vor nicht unter seiner Fahne antreten darf, eröffnet sein Turnier am Mittwoch gegen den Georgier Nikolos Basilaschwili. Bei einem Sieg könnte es im Achtelfinale zum Schlager gegen Dominic Thiem kommen.

Für den dieses Jahr auch schon zum Weltranglisten-Ersten aufgestiegenen US-Open-Sieger 2021 hat sich die Sichtweise auf den Sport trotz seiner neuen Vater-Rolle nicht wesentlich geändert. "Auf gewisse Weise ja, auf der anderen Seite war ich und bin ich immer motiviert, zu gewinnen. Ich bin ein Wettkämpfer. Ich liebe Tennis, ich liebe es zu gewinnen und möchte mehr Turniere gewinnen und mich besser als dieses Jahr schlagen. Das hat sich nicht geändert", berichtete der 26-Jährige bei einer Pressekonferenz am Montag. "Es ist nur eine Zusatzmotivation, weil da ist eine Person mehr, für die man besser werden kann", fügte er lächelnd hinzu.

Sein Jahr ist nach dem hauchdünn gegen Rafael Nadal verlorenen Finale bei den Australian Open nicht so gut wie erwartet verlaufen. Zwar stand er 16 Wochen im ATP-Ranking ganz oben, als erster Spieler seit Andy Roddick 2004, der nicht Novak Djokovic, Rafael Nadal, Roger Federer oder Andy Murray hieß.

Doch bisher schaute 2022 nur ein Turniersieg in Los Cabos für den 1,98-m-Riesen heraus. "Es war definitiv nicht mein bestes Jahr." Rückblickend könne er sich aber nicht viel vorwerfen, er habe gut trainiert und alles für seine Karriere getan. Man müsse auch ehrlich gestehen, dass andere Spieler eben auch großartig gespielt haben, wie etwa Nick Kyrgios, der ihn bei den US Open im Achtelfinale geschlagen hat. Hinzu kamen bei ihm ein kleiner Eingriff wegen eines Leistenbruchs im April. Und, so berichtete er schmunzelnd, habe er natürlich von der Schwangerschaft seiner Frau weit früher gewusst und sei dadurch auch abgelenkt gewesen.

Die Frage nach dem Ukraine-Krieg hat er schon öfters beantworten müssen. "Ich habe es bei den US Open gesagt: die Situation ist traurig. Es ist für viele Leute traurig, was zwischen den beiden Ländern passiert."

So ehrlich wie für ihn wohl möglich äußerte er sich auf APA-Nachfrage zum Ukraine-Krieg: "Es gibt viele gute Leute in Russland, einige sind böse. Es gibt viele gute Leute in der Ukraine und einige böse gibt es auch dort. So ist das Leben, so gehe ich mit der Situation um. Ich habe einige Freunde aus der Ukraine und sie respektieren mich noch immer, weil sie wissen, wer ich bin."

Dass es in einigen Sportarten Einzelsportlern nicht erlaubt ist, überhaupt anzutreten, weil sie aus Russland stammen, findet Medwedew nicht fair. "Ich denke, da sollte es eine Lösung geben, dass Leute unter neutraler Flagge antreten können." Bei Team-Bewerben äußerte er allerdings Verständnis für einen eventuellen Ausschluss.

In Wien ist er in erster Linie einmal froh, dass er überhaupt antreten darf. Eine nicht näher definierte Zerrung, die Medwedew in Astana erlitten hatte, hat er mit viel Arbeit mit dem Physio weggebracht. "Ich wusste nicht, ob ich hierherkommen würde. Am Samstag habe ich zum ersten Mal voll trainiert und keine Schmerzen gehabt."

Er fühlt sich also bereit, sollte es zum Achtelfinal-Kracher mit Thiem kommen. "Ich habe die Auslosung gesehen, und gedacht: 'Ah, okay, Dominic wäre da in der zweiten Runde'. Wenn ich gegen Dominic in Wien spiele, wäre das ein hoffentlich volles Stadion. Er spielt jetzt viel besser als nach seinem Comeback", konstatierte Medwedew.

Er erinnerte sich an einige starke Matches gegen Thiem auf hohem Level wie zuletzt 2020. "Einmal war er besser, und hat die US Open später gewonnen, dann habe ich ihn im Finale von London (ATP Finals) geschlagen. Wenn wir gegeneinander spielen, freue ich mich darauf."

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