Morgenglosse

Die zerstörerische Lust an der Eskalation

Nein es wird noch nicht gestreikt. Die dritte Verhandlungsrunde bei den Metallern ging zwar Montagabend ergebnislos zu Ende, doch noch ist alles im Lot.

Die Streikdrohung bleibt eine Drohung. Nächste Woche geht es weiter. Das Gansl wird bekanntlich ganz am Schluss knusprig. So lautet ein alter Spruch der Lohnverhandler.

Und es wird wohl ein Martinigansl werden, sprich Mitte November, bis die Sozialpartner zu einer Einigung kommen. Wie fett das Gansl für die Beschäftigten werden wird, bleibt abzuwarten. Eines ist klar: Schwer im Magen wird es liegen. Denn die Industrie geht in Richtung Rezession, einige Branchen sind bereits mittendrin. Und da und dort wird es – Fachkräftemangel hin oder her – auch Kündigungen geben. Auch wenn viele Beschäftigte rasch wieder einen Job finden werden, angenehm wird das nicht. Und viele würden wohl ein, zwei Prozent Lohnerhöhung gerne gegen die Gewissheit eintauschen, dass sie sich nicht „neu orientieren“ müssen.

Statt einer zynischen Gewinnbeteiligung, mit der die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern auch noch das unternehmerische Risiko umhängen wollen, wäre vielen wohl eine Arbeitsplatzgarantie lieber. Denn auch wenn sich die Gewerkschaften kämpferisch geben. Bei vielen Beschäftigten ist die Lust, für hohe Lohnabschlüsse auf die Straße zu gehen, kaum vorhanden.

Diese zerstörerische Lust an der Eskalationen kennen sie ohnehin zur Genüge aus der Politik und leider auch aus und von den Medien. Die Menschen haben vor allem Lust auf Frieden, Besonnenheit, ja auf Sozialpartnerschaft im wahrsten Sinne des Wortes.

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