Nach Kontroversen

Adidas trennt sich von Kanye West - und verzichtet auf Hunderte Millionen Euro

(c) Randy Brooke
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Die lukrative Partnerschaft mit dem Rapper werde laut Konzernangaben mit sofortiger Wirkung beendet, die Marke "Yeezy“ sofort eingestellt. Das Unternehmen nimmt damit Gewinneinbußen in Millionenhöhe in Kauf. Die Aktie brach in Folge ein.

Der deutsche Sportartikelkonzern Adidas zieht nach erneuten Eskapaden von Kanye West bei der Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Rapper die Reißleine. "Die jüngsten Äußerungen und Handlungen von Ye sind inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich", erklärte Adidas. Die lukrative Partnerschaft mit dem Rapper, der sich inzwischen Ye nennt, werde mit sofortiger Wirkung beendet. Das Unternehmen nehme dafür im vierten Quartal Gewinneinbußen von netto 250 Millionen Euro in Kauf.

Der zweitgrößte Sportartikelkonzern der Welt zieht damit die Konsequenzen aus mehrfachen verbalen Ausfällen von Kanye West gegen Adidas. Das Fass zum Überlaufen brachten aber antisemitische Äußerungen des Rappers, die den Druck auf den Konzern erhöhten. Die unter der Marke "Yeezy" verkaufte Produktlinie werde sofort eingestellt, erklärte Adidas. Die Adidas-Aktie brach um bis zu 4,5 Prozent ein und fiel zum ersten Mal seit sechseinhalb Jahren unter die Marke von 100 Euro.

Erfolgreiche Zusammenarbeit begann 2013

Die Zusammenarbeit mit Kanye West hatte 2013 begonnen, seit 2016 verkauft Adidas von ihm gestaltete Schuhe und -Bekleidung zu Preisen zwischen 200 und 700 Dollar (zwischen 203 und 710 Euro). Trotzdem waren sie stets schnell ausverkauft. Adidas hatte von "einer der erfolgreichsten Kollaborationen in der Geschichte unserer Branche" gesprochen. Nach Schätzungen der Telsey Advisory Group brachte die begehrte Produktlinie Adidas im Jahr Umsätze von rund 1,5 Milliarden Euro, das wären sieben Prozent des Konzernumsatzes. Für West fielen dafür dreistellige Millionen-Tantiemen ab. Sein Anwalt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

September 20, 2019, Taiyuan, Shanxi, China: Consumers line up to buy the newly-released Adidas Yeezy, a collaboration b
September 20, 2019, Taiyuan, Shanxi, China: Consumers line up to buy the newly-released Adidas Yeezy, a collaboration b(c) imago images/ZUMA Press (Wei Liang via www.imago-images.de)

Noch im August hatte sich der scheidende Adidas-Chef Kasper Rorsted hinter den Partner gestellt, obwohl er das Unternehmen wiederholt mit Vorwürfen überzogen hatte - unter anderem damit, seine Designs zu stehlen und sie für eigene Produkte zu verwenden. Doch Anfang Oktober verlor Adidas die Geduld: Man werde die Partnerschaft "nach wiederholten Versuchen, die Situation außerhalb der Öffentlichkeit zu klären", auf den Prüfstand stellen, hieß es. Zuletzt wurden Äußerungen Wests in einem Podcast bekannt, der in sozialen Medien massenhaft verbreitet und kritisch kommentiert wurde. "Ich kann antisemitische Dinge sagen, und Adidas kann mich nicht fallenlassen. Na und?" hatte er dort gesagt.

Seine Äußerungen "verstoßen gegen die Werte des Unternehmens wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness", erklärte Adidas. Man werde alle Zahlungen an Kanye West und seine Unternehmen sofort einstellen. Auch eine Abfindung für das vorzeitige Ende des bis 2026 laufenden Vertrages soll West nicht erhalten. Die Designrechte an den bestehenden Produkten und an deren Farbgebungen lägen bei Adidas.

Trennung zur Unzeit

Finanziell kommt die Trennung zur Unzeit: Im lukrativen Vorweihnachtsgeschäft will Adidas "Yeezy" nicht mehr verkaufen. Man werde auch mit den Sportartikelhändlern in Kontakt treten, die die Ware noch auf Lager haben, sagte ein Sprecher. Was mit der bereits produzierten Ware geschieht, sei offen. Adidas rechnet damit, dass mit dem Aus von "Yeezy" bis zur Hälfte des für das laufende Jahr geplanten Gewinns von einer halben Milliarde Euro wegbricht. Der Konzern hatte erst in der vergangenen Woche seine Gewinnprognose drastisch nach unten korrigiert, weil das Geschäft in China nicht in Gang kommt und eine Rabattschlacht mit Weltmarktführer Nike droht: von 1,3 Milliarden auf rund 500 Millionen Euro.

(APA)

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