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Deutsche Bank überrascht mit kräftigem Gewinnsprung

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Das Insitut meldet einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro, das sind 475 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Deutsche Bank profitiert auch von der Zinswende der EZB.

Steigende Zinsen und gute Geschäfte mit Firmenkunden haben der Deutschen Bank den höchsten Quartalsgewinn seit mehr als einem Jahrzehnt beschert. Unter dem Strich erziele das Institut einen Gewinn von 1,1 Mrd. Euro, um 475 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das größte deutsche Geldhaus am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur mit 835 Mio. Euro gerechnet.

"Seit wir unsere Strategie im Juli 2019 verkündet haben, haben wir uns zu keiner Zeit von unserem Weg abbringen lassen - trotz der so großen Veränderungen und gesamtwirtschaftlichen Schocks der vergangenen zwei Jahre", schrieb Bankchef Christian Sewing an die Beschäftigten. Das Institut warnte aber auch vor wachsenden Herausforderungen und einem stärkeren Kostendruck. Nach anfänglichen Gewinnen lagen die Aktien am Vormittag knapp zwei Prozent im Minus.

Gestiegene Zinserträge

Das stärkste Wachstum verzeichnete der Konzern in der Unternehmensbank: Hier stiegen die Erträge um 25 Prozent, gefolgt von einem 13-prozentigen Ertragswachstum im Privatkundengeschäft. Grund waren vor allen gestiegene Zinserträge dank der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB), die ihre Nullzinspolitik im Sommer aufgab und am Donnerstag erneut eine Zinserhöhung verkünden dürfte. Doch die positiven Effekte könnten durch eine mögliche Änderung der günstigen Konditionen von EZB-Krediten zum Teil gedämpft werden. Die Institute hatten im Rahmen des TLTRO-Programms von der Notenbank Kreditlinien zum Nulltarif bekommen, um mehr Darlehen an die Wirtschaft zu geben. Nun will die EZB diese Konditionen im aktuellen Zinsumfeld streichen. "Wir sind über die Diskussion zur Änderung der TLTRO-Konditionen der EZB enttäuscht", klagte Finanzchef James von Moltke gegenüber Journalisten.

Die Gewinne aus dem Investmentbanking stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 2,37 Mrd. Euro. Die Deutsche Bank kündigt Insidern zufolge dennoch wegen des schwachen Geschäfts mit Übernahmen und Fusionen mehrere Dutzend Investmentbanker in London und New York. Die Kündigungen seien nichts Ungewöhnliches, sagte von Moltke. Die Bank rechne damit, dass die volatilen Kapitalmärkte die Erträge in der Investmentbank weiterhin belasteten, die Zinswende lasse die Gewinne im Wertpapiergeschäft aber steigen.

Auf das erhöhte Risiko für Kreditausfälle reagierte die Bank mit einer Risikovorsorge in Höhe von 350 Mio. Euro - das Dreifache wie im Vorjahresquartal, als sie noch 117 Mio. Euro beiseite legte. "Wir sind von unserem soliden Kreditbuch aber weiterhin überzeugt und haben unsere Prognose bekräftigt, dass wir für das Gesamtjahr eine Risikovorsorge von etwa 25 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditvolumens erwarten", schrieb Sewing an die Mitarbeiter der Bank.

„Auswirkung der Energiepreise auf Risikovorsorge noch nicht sichtbar"

Das Institut kann laut Finanzchef zurzeit keine eindeutige Tendenz in der Risikosituation erkennen. "Die Auswirkung der hohen Energiepreise auf die Risikovorsorge ist noch nicht sichtbar", erklärte er. Die Wertminderung durch notleidende Kredite sei weder durch die Energiekrise, noch die drohende Rezession bedingt. "Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Industrie und der Haushalte, sowie die finanzpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung werden die Auswirkungen der Energiekrise dämpfen", sagte der Finanzchef. Dennoch erwarte die Bank im kommenden Jahr ein langsameres Kreditwachstum.

Die Gesamterträge stiegen um 15 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro. "Wir liegen voll auf Kurs, unsere Ziele für das Jahr 2022 zu erreichen", erklärte Bankchef Sewing. Das Umstrukturierungsziel im Personalbereich, die Zahl der Stellen auf 74.000 zu reduzieren, wird das Geldhaus bis Jahresende aber nicht erreichen. Dennoch sieht sich der Vorstand durch die Heraufstufung der Ratingagentur Moody's Mitte Oktober in seiner Strategie zu einer profitablen Bank bestätigt.

Die Justizbehörden sind mit einigen Geschäften der Bank allerdings nicht einverstanden. Das Institut musste sich im laufenden Jahr bereits zwei Razzien stellen. Im Mai hatten Ermittler die Bank und ihre Fondstochter DWS wegen Greenwashing-Vorwürfe durchsucht. DWS wies die Vorwürfe zurück und die Deutsche Bank leitete eine interne Untersuchung bei der Tochtergesellschaft ein. Im Oktober durchsuchten Staatsanwälte die Firmenzentrale wegen des Verdachts auf schwere Steuerhinterziehung im Rahmen von Cum-Ex. Wegen der illegalen Aktiengeschäfte musste das deutsche Institut zusammen mit der Warburg Bank und der Bank of New York Mellon 60 Mio. Euro an den Fiskus zahlen. Ob die seit 2017 laufenden Cum-Ex-Ermittlungen der Deutschen Bank weitere Kosten verursachen könnten, wollte der Finanzchef bei der Vorlage der Quartalszahlen nicht kommentieren.

(APA/Reuters)

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