Überraschend milde Herbsttemperaturen, gefüllte Gasspeicher: Europa hat plötzlich mehr Gas, als es verbrauchen kann. Der Preis für Erdgas ist seit Tagen auf Talfahrt – aber immer noch hoch.
Wien/Frankfurt. Entwöhnt von den Lieferungen aus Russland, auf die es lange Zeit angewiesen war, hat sich Europa beeilt, verflüssigtes Erdgas aus der ganzen Welt zu importieren, um seine Speicher aufzufüllen. Jetzt bedeutet eine Kombination aus ungewöhnlich warmem Wetter und erfolgreichen Ausschreibungen für LNG-Ladungen, dass die Anlagen fast voll sind, bevor die Europäer überhaupt die Thermostate aufgedreht haben. Die Gaspreise sind stark zurückgegangen und liegen bei weniger als einem Drittel ihres Höchststandes im Sommer.
Am Dienstag hat der Preis für europäisches Erdgas die Talfahrt der vergangenen Handelstage fortgesetzt und ist weiter unter die Marke von 100 Euro je Megawattstunde (MWh) gefallen. Seit Beginn des Monats ist der Preis für europäisches Gas um knapp 50 Prozent gefallen. Das Rekordhoch hatte die Notierung Ende August bei 342 Euro je MWh erreicht – damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis ausgelöst. Ist also das Schlimmste ausgestanden?